Der DAX ist in Deutschland das beliebteste Börsenbarometer. Manche setzen die Performance dieses Index sogar generell mit der Entwicklung von Geldanlagen im Aktienmarkt gleich. Warum das in die Irre führt – und wie sich Trends der Aktienmärkte im globalen Portfolio zeigen.
Rund fünfzehn Prozent im Plus: Der DAX hat von Januar bis Mitte Mai eine beachtliche Performance gezeigt. Dass der deutsche Leitindex selbst den US-Index S&P-500 sowie den MSCI World überflügelt hat, erregt viel Aufmerksamkeit. Denn der DAX hat in Deutschland eine besondere Symbolkraft. Für viele ist er gedanklich eine „Benchmark“, an der ganz allgemein die Attraktivität von Geldanlagen am Aktienmarkt gemessen wird.
Doch Vorsicht vor voreiligen Vergleichen und Schlüssen. Die führen nämlich schnell in die Irre. Ein Zeithorizont von vier Monaten ist für eine Geldanlage am Aktienmarkt sehr kurz. Für den systematischen Vermögensaufbau zählen längere Anlagehorizonte. Und in solchen sieht der Vergleich dann schon ganz anders aus.
Eine Geldanlage am Aktienmarkt und die Entwicklung des DAX sind zudem nicht zwingend eng verknüpft. Im Weltmaßstab fällt der deutsche Aktienmarkt jedenfalls nicht so stark ins Gewicht. Das zeigt eine Analyse der Credit Suisse und der London Business School. Dieser zufolge stellt der US-Markt alle anderen weit in den Schatten. Deutschland liegt hinter der Schweiz und Australien mit einem Anteil am weltweiten Aktienmarkt von nur etwa 2 Prozent auf Platz 9.
Nach Angaben der Deutschen Börse repräsentiert der DAX rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland. Er umfasst aber lediglich 40 Werte aus einem einzigen Land. Würde man sich bei der Geldanlage auf ein ETF in diesen Index beschränken, wäre die Risikostreuung also sehr gering. Der MSCI World beispielsweise enthält rund 1.500 Aktien aus 23 Ländern.
Die Sache mit der Glaskugel
Eine einzelne Aktie kann sich zeitweise besser entwickeln als der Leitindex einer Börse – und dieser wiederum besser als ein international aufgestellter Index. Wüsste man, wann und wie lange genau sich einzelne Aktien oder Märkte bewegen, könnten Anlagestrategen die Portfolios genau darauf ausrichten. Aber keiner kennt die Zukunft. Und hinterher sind alle schlauer: Welcher Aktienmix in einem bestimmten Zeitraum „optimal“ gewesen wäre, lässt sich immer erst im Nachhinein erkennen. Der Versuch, das im Vorhinein zu bestimmen, geht in der Regel schief.
Viele Jahre der Kapitalmarktforschung lehren: Je geringer die Streuung, desto riskanter ist die Geldanlage. Ein Unternehmen kann pleitegehen, eine Branche oder Region an Wirtschaftskraft verlieren. Ziel eines globalen Portfolios ist, die Auswirkungen solcher Risiken möglichst gering zu halten. Das erreicht der MSCI World schon einmal wesentlich besser als der DAX. Um das Verhältnis von Rendite und Risiko zu optimieren, gehen wir bei quirion aber noch ein paar Schritte weiter.
Kursschwankungen glätten
Das globale Portfolio umfasst rund 8.000 Aktien aus über 70 Ländern. Der deutsche Aktienmarkt hat ein Gewicht von rund zwei Prozent, was – gemessen an der Marktkapitalisierung – dessen Bedeutung im „Weltaktienmarkt“ entspricht. Anders als im MSCI World werden auch kleine Unternehmen und Aktien aus Schwellenländern berücksichtigt. Darüber hinaus enthalten neun von zehn Varianten des globalen Portfolios Anleihen. Die federn Kursschwankungen der Aktienmärkte langfristig zusätzlich ab.
Durch die breite Aufstellung spiegeln sich Entwicklungen einzelner Aktien oder Indizes nicht eins zu eins in der Performance des Portfolios. Deren Kursausschläge zu glätten, ist Sinn und Zweck der Streuung. Selbst wenn das auch bedeutet, dass sich einzelne Indizes phasenweise manchmal besser entwickeln: Wir überlassen den Anlageerfolg nicht einer „glücklichen Hand“. Sondern lieber einer wissenschaftlich fundierten und langfristig ausgerichteten Anlagestrategie.