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Ein häufiges Missverständnis über Aktienkurse

Ein häufiges Missverständnis über Aktienkurse

Alles, was öffentlich bekannt ist, steckt in den aktuellen Aktienkursen schon drin. Aber wie eine wissenschaftliche Untersuchung belegt, ist das nur wenigen bewusst. Und das führt zu Anlagefehlern.

Nehmen Sie einmal an, der Sportartikelhersteller Nike kündigt an, seine Produktionskosten um 20 Prozent zu senken. Und nehmen Sie weiter an, das sei vor vier Wochen bekannt geworden. Fachleute sagen nun voraus, dass dieser unerwartete Erfolg die Marktposition von Nike in der Sportbekleidungsindustrie erheblich stärken wird. Würden Sie daraus schließen, dass dies ein guter Zeitpunkt ist, um in Nike-Aktien zu investieren?

Das Beispiel stammt aus einem Beitrag von Peter Andre, Juniorprofessor für Behavioral Finance, VWL-Doktorand Philipp Schirmer und Johannes Wohlfart, Professor für Volkswirtschaftslehre. Darin beleuchten sie einige Ergebnisse ihrer Studie „Mental Models of the Stock Market“. Und die hat interessante Erkenntnisse zu Tage gefördert.

Der Markt weiß es schon

Ein wesentliches Resultat: Die meisten Wissenschaftler sehen ältere Nachrichten für die weitere Kursentwicklung als irrelevant an. Dagegen glauben sehr viele Anlegerinnen und Anleger, aber auch zahlreiche Finanzprofis, dass selbst ältere gute Nachrichten auch nach einer Weile noch höhere Renditeerwartungen rechtfertigen können. Eng zusammen hängt das mit einem weiteren Ergebnis der Untersuchung: Während Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Markteffizienz vertrauen, setzen Anlegerinnen und Anleger wie auch zahlreiche Finanzprofis höhere Gewinne von Unternehmen mit höheren zukünftigen Aktienrenditen gleich.

Die Ergebnisse der Studie findet Prof. Dr. Stefan May, Leiter der Anlagestrategie bei der Quirin Privatbank und bei quirion, „höchst interessant und aufschlussreich“ – vor allem deshalb, weil das Forscherteam nicht nur amerikanische und deutsche Privathaushalte befragt hat, sondern auch Finanzberaterinnen und Finanzberater aus den USA und Fondsmanager aus Deutschland. „Die Markteffizienzhypothese besagt, dass alle öffentlich verfügbaren Informationen sofort in die Kurse eingehen“, erklärt May, inzwischen emeritierter Professor für Banken, Finanzmarktanalyse und Portfoliomanagement. „Die gute Nachricht“ steckt also bereits in den Kursen und es macht keinen Sinn, die Information dann irgendwann später als Grundlage für eine Anlageentscheidung zu nutzen.“

Geldanlage abseits von „News“

Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern, hieß es früher einmal. In der digitalen Welt und an den Aktienmärkten geht alles noch viel schneller. „Man sollte prinzipiell nicht auf der Basis von Nachrichten über Unternehmen Geld anlegen“, stellt May fest. Tatsächlich aber passiert das oft. Anlegerinnen und Anleger suchen die vermeintlich „richtige“ Aktie zum vermeintlich „optimalen Zeitpunkt“. Das geht dann oft schief. Jedenfalls kann die Anlegerrendite häufig hinter dem zurückbleiben, was am Markt vielleicht möglich gewesen wäre.

Wenn der Markt alles weiß, was bekannt ist: Heißt das auch, dass er nie irrt? „Am Aktienmarkt werden Zukunftserwartungen gehandelt, aber die Zukunft selbst bleibt unbekannt“, erklärt May. „Zwar fließen auch irrationale Erwartungen in die Kurse ein. Erfüllen die sich aber nicht, kommt es zu Korrekturen.“ Man müsse bedenken: Ein Kurs komme zustande, wenn es zu einem bestimmten Preis einen Käufer und einen Verkäufer gebe. „Beide Seiten haben gewissermaßen gegenläufige Erwartungen.“

Eingängige Stories faszinieren

Die Konsequenzen der Effizienzhypothese bei der Geldanlage zu berücksichtigen, fällt nicht immer leicht. Auch Profis nicht. Warum ist das so? „Das hat vor allem psychologische Gründe“, so May. Eingängige Börsenstories seien einfach wahnsinnig anziehend. „Ich gestehe ein, wenn ich eine gut gemachte Erfolgsgeschichte höre, dann vergesse ich selbst manchmal kurzzeitig die rationalen Argumente der Wissenschaft.“

Nicht zu unterschätzen sei darüber hinaus, dass es Glücksfälle gebe: „Man kauft eine Aktie und das führt zum Erfolg: Das lässt sich zwar nicht systematisch wiederholen, aber es kommt immer wieder vor.“ Wenn man eine solche Erfahrung einmal gemacht habe, sei es sehr schwer, Geldanlage rein rational zu betrachten. „Menschlich ist, Glück nicht dem Zufall zuzurechnen, sondern den eigenen Fähigkeiten.“

Was aber bedeutet es, die Geldanlage rational anzugehen? „Zunächst einmal, überhaupt Geld an den Aktienmärkten anzulegen“, konstatiert May. „Aktien beteiligen an Unternehmen, die Aktienmärkte damit an der wirtschaftlichen Entwicklung.“ Weil die Wirtschaft auf Wachstum ausgelegt sei, sei der Trend an den Aktienmärkten langfristig und im Durchschnitt aufwärtsgerichtet. „Wichtig aber ist, das Geld nicht einfach irgendwie in irgendwelche Aktien anzulegen, sondern das Portfolio idealerweise nach wissenschaftlichen Kriterien und global zu diversifizieren, effizient mit ETFs.“ So nämlich lassen sich Renditechancen und Risiken kostengünstig in ein individuell passendes Verhältnis bringen. Und dann ist der Erfolg einer Anlage kein reiner „Glücksfall“ mehr, sondern beruht auf einer Geldanlage mit System.

Mehr über die Vorteile der Diversifikation erfahren Sie hier.

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