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Die Zinsen sinken: Was macht das mit den Märkten?

Die Zinsen sinken: Was macht das mit den Märkten?

Die EZB hatte vorgelegt, mit zwei Schritten. Im September hat nun auch die Fed den Leitzins gesenkt. Mit unserem Chefvolkswirt Philipp Dobbert werfen wir einen Blick auf die Folgen für Märkte und Wirtschaft.

Lange wurde spekuliert, ob und wie stark die Fed im September den Leitzins senkt. Sie entschied sich für einen Schritt von 50 Basispunkten. Ist die Größenordnung überraschend?

Eigentlich nicht. Vor allem dann nicht, wenn man sich erinnert, wie die Erwartungen zum Jahreswechsel waren. Da war spekuliert worden, dass es in diesem Jahr bis zu sechs Zinsschritte geben könnte. Die Inflation hielt sich gerade in den USA aber viel hartnäckiger als gedacht. Daher hat sich die Zinswende verschoben. Die Inflation ist inzwischen deutlich geringer, die Konjunktur weiterhin robust. Viele andere Notenbanken haben die Leitzinsen schon gesenkt. Die Zeit war reif.

Einen Tag nach der Entscheidung stieg der S&P 500 auf ein neues Allzeithoch. Sind mit der Zinswende in den USA weitere Kursgewinne zu erwarten?

Ich warne immer wieder vor allzu einfachen, monokausalen Erklärungen von Marktbewegungen. Es gibt immer tausend Gründe, warum Aktienkurse in die eine oder andere Richtung gehen. Der Leitzins ist wichtig, aber nicht das einzige, was die Märkte bewegt. Grundsätzlich sind sinkende Leitzinsen positiv für den Aktienmarkt. Doch ob und wann die Fed die Zinsen weiter senkt, bleibt erstmal offen. Die Zinsen sind weiter auf hohem Niveau. In den USA liegt der Leitzins nun in einem Korridor von 4,75 bis 5,00 Prozent, im Euroraum bei 3,65 Prozent.

Wie war die Reaktion an den Anleihemärkten?

Auch bei Staatsanleihen, gerade den kurzfristigen, sind die Kurse gestiegen. So war das zu erwarten. Der Zinsschritt ist jetzt verarbeitet. Wichtig ist jetzt, wie immer, wie sich die Erwartungen für die Zukunft entwickeln.

Hohe kurzfristige und niedrigere langfristige Renditen: Diese Konstellation am US-Anleihemarkt galt lange als Vorbote einer Rezession. Hat sich daran etwas geändert?

In der Tat ist die Phase, in der die Zinsen kurzfristiger Staatsanleihen teilweise viel höher waren als die langfristiger, inzwischen vorüber. Eine solchen „inverse Zinsstruktur“ ist früher oft einer Rezession vorangegangen. Ob das Signal diesmal wieder „funktioniert“, dürfte sich bald zeigen. Das kann aber muss nicht sein. Es ist kein Naturgesetz.

Laut ihren eigenen Prognosen erwartet die Fed für das Bruttoinlandsprodukt der USA in diesem Jahr ein Wachstum von 1,9 bis 2,1 Prozent. Ähnlich sind die Prognosen für das kommende Jahr. Ein positives Signal für die Märkte?

Prinzipiell ja. Aber ich würde die Erwartungen nicht vorzeitig zu hoch schrauben. Ich sage es einmal so: Wenn man mit Zinserhöhungen so heftig auf die Bremse getreten hat, wie die Fed 2022 und 2023, müssen eigentlich irgendwann auch Bremsspuren zu sehen sein. Fallen die nicht zu deutlich aus, wäre das natürlich eine gute Nachricht. Unter der Bedingung, dass gleichzeitig die Inflation niedrig bleibt.

Im Euroraum und in den USA steht bei der Inflation schon eine Weile eine zwei vor dem Komma. Ist das Thema Inflation nicht im Prinzip abgehakt?

Keineswegs. Wir sind jetzt erst in der entscheidenden Phase! Wenn wir gerade niedrigere Inflationsraten sehen, hat das viel damit zu tun, dass die Teuerung bei Energie und vielen Waren im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht mehr so stark ist. Dagegen sehen wir in Europa zum Beispiel gerade bei den Dienstleistungen teilweise deutliche Preissteigerungen. Grundsätzlich gilt: Die Erwartung steigender Preise darf sich nicht verfestigen. Sonst verfestigt sich die Inflation. Noch können wir nicht sagen, wie erfolgreich die Notenbanken diese Inflationserwartungen bekämpft haben.

Wie wirken die aktuellen Zinssenkungen denn nun auf die Realwirtschaft?

Leitzinsentscheidungen geben für alle anderen Zinsen gewissermaßen die Richtung vor – gerade, wenn die sich ändert. Das ist natürlich für die Unternehmensfinanzierung wichtig. Es kann eine Weile dauern, bis sich Zinsentscheidungen spürbar zum Beispiel auf das Kreditzinsniveau auswirken: Über kurz oder lang pflanzt sich das fort. Bei sinkenden Zinsen sinken also auch die Kosten für unternehmerische Investitionen. Und es wird weniger attraktiv, Geld verzinslich „zu parken“, statt es zu investieren. All dies gibt der Wirtschaft Impulse. Aber noch sind die Zinsen eben auf hohem Niveau.

Bald wird auch eine andere Entscheidung fallen, bei der Wahl zur nächsten US-Präsidentschaft am 5. November. Welchen Einfluss hat die auf die Märkte?

Ich denke, wenn das Wahlergebnis deutlich ausfällt und nichts Außergewöhnliches passiert, werden die Märkte sehr schnell zum Tagesgeschehen übergehen. Auch ein möglicher Präsident Trump wäre ja seit 2016 für die Märkte nichts Neues mehr. Der Wahlausgang ist politisch auch jenseits der USA zwar sehr wichtig. Aber die Aktienmärkte sind auf die Wirtschaft fokussiert.

Mehr über den Zusammenhang von Wahlen und Märkten erfahren Sie hier.

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