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Die EZB hat entschieden, und nun?

Die EZB hat entschieden, und nun?

Erneut eine Zinswende: Die EZB hat ihre drei Leitzinssätze um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Weitere Zinsschritte erwartet Philipp Dobbert, Chefvolkswirt bei der Quirin Privatbank und bei quirion, aber vorerst nicht. Was das für die Geldanlage bedeutet.

Wie erwartet hat die EZB im Juni die Zinsen gesenkt. Zeitgleich hat sie allerdings ihre Prognosen für die Inflation etwas nach oben korrigiert. Ein Widerspruch?

Auch nach der jüngsten Senkung sind die Leitzinsen noch recht hoch: Der in den Medien meistens genannte Zins für Hauptrefinanzierungsgeschäfte liegt jetzt bei 4,25 Prozent, der Zins für Einlagen bei der EZB bei 3,75 Prozent. Ganz ehrlich, ich möchte gerade aktuell nicht in der Haut eines Notenbankers stecken und solche Entscheidungen treffen müssen. Die wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums hat sich im ersten Quartal zwar etwas verbessert. Sie ist jedoch weiter schwach. Und das liegt auch am hohen Leitzinsniveau. Selbst wenn die Inflation im April und Mai etwas gestiegen ist, steht schon länger wieder eine Zwei vor dem Komma. Die Entscheidung der EZB ist nachvollziehbar. Ich denke aber, erst jetzt wird es so richtig spannend.

Warum das? Schließlich scheint das Ziel, die Inflation wieder auf ein Niveau von zwei Prozent zu bringen, doch alles in allem in greifbarer Nähe…

Wenn man Inflationsraten von zeitweise über zehn Prozent im Kopf hat, dann scheint das so. Aber so einfach ist es nicht. Auslöser der Inflationsdynamik waren bekanntlich vor allem Preissprünge bei der Energie. Wäre es nur um diese gegangen, hätte man einfach abwarten können, bis Energie wieder billiger wird. Auf die Energiepreise hat die Notenbank mit ihren Zinsentscheidungen keinen direkten Einfluss. Hohe Leitzinsen dämpfen die Gesamtnachfrage. Es geht darum, eine Welle von Preissteigerungen zu brechen, die sukzessive die ganze Wirtschaft erfasst. Ziel ist, das allgemeine Vertrauen in eine mittel- bis langfristige Preisstabilität sicherzustellen. Ob das Ziel erreicht ist, oder ob nun Zweitrundeneffekte wie hohe Lohnforderungen die Inflation erneut anheizen, ist noch nicht klar.

Wenn die EZB nun den Rückwärtsgang eingelegt hat: Sind damit die Weichen dafür gestellt, dass die Zinsen rasch weiter sinken?

Ich denke, das wird wohl die einzige Zinssenkung in diesem Jahr bleiben. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die EZB zunächst eine Weile beobachten wird, wie sich Inflation und Konjunktur entwickeln. Wohl niemand rechnet jetzt mit zügigen, kräftigen Zinssenkungen. Das würde voraussetzen, dass die Wirtschaft immer schwächer wird und sich gleichzeitig die Inflationsrate sehr deutlich nach unten bewegt. Die EZB hat sich mit dem Zinsschritt weder auf ein bestimmtes Tempo noch auf eine bestimmte Richtung festgelegt. Würde die Wirtschaft kräftiger zulegen und die Inflation wieder stärker anziehen, wären auch steigende Leitzinsen nicht ausgeschlossen.

Lange war erwartet worden, dass zunächst die ohnehin höheren Leizinsen in den USA sinken. Was bedeutet der nun noch größere Zinsabstand für die Märkte?

In den USA ist die Wirtschaft stärker als in Europa. Und die Inflation hält sich hartnäckiger auf einem höheren Niveau. Deshalb spricht dort aktuell nichts für Zinssenkungen. In der Theorie bedeutet ein wachsender Zinsabstand, dass Kapital aus Europa abgezogen werden und in die USA fließen müsste. Das würde die europäischen Kapitalmärkte belasten. In der realen Welt ist die Frage, ob der Zinsabstand nicht schon eingepreist ist. Außerdem: Die Zinsen sind für die Märkte wichtig. Aber es gibt darüber hinaus tausendundeinen möglicher Gründe, warum sich die Kurse in die eine oder andere Richtung bewegen.

Wie sieht es speziell bei Anleihen aus? Die Kurse von US-Bonds waren in der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen schon im Winter vergangenen Jahres kräftig gestiegen, sind dann aber wieder eingebrochen…

Die Entwicklung demonstriert nochmals eindrucksvoll die Sinnlosigkeit von Prognosen für die Anlagestrategie. Ende vergangenen Jahres waren sich viele sicher, dass es mit Leitzinsen und Anleiherenditen nur abwärts gehen kann. Viele rieten zu verstärkten Anleihekäufen, um von den erwarteten Kurssteigerungen zu profitieren. Daraus wurde dann erstmal nichts, wie wir heute wissen.

US-Anleihen finden sich aber auch im Anleiheportfolio von quirion…

Jedoch nicht, weil wir auf eine bestimmte Kursentwicklung spekulieren. Wir mischen Anleihen je nach Risikoprofil der Anlegerin oder des Anlegers bei, um die in der Regel höheren Kursschwankungen der Aktienanteile zu dämpfen. Dafür ist unser Anleiheportfolio dauerhaft breit aufgestellt. Es erfüllt seine Stabilisierungsfunktion – sowohl langfristig als auch aktuell.

Und was passiert mit Ihren Zinsangeboten?

Für Geld, das kurzfristig verfügbar bleiben soll, bieten wir mit unserem Zinskonto und mit Cash-Invest weiterhin zwei Wege, um vom immer noch recht hohen Zinsniveau zu profitieren. Die Entscheidung der EZB erinnert aber daran, dass das Zinsniveau nicht in Stein gemeißelt ist. Langfristig und im Schnitt bieten die Aktienmärkte einfach bessere Renditechancen. Mit einem möglichst breit diversifizierten Portfolio nutzt man die, ohne unnötige Risiken einzugehen.

Mehr über die Vorteile eines diversifizierten Portfolios lesen Sie hier.

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