Die Preise steigen und steigen. Das ist insbesondere an der Tankstelle zu spüren, aber auch beim täglichen Einkauf. Warum die Geldanlage in globale ETF-Portfolios hilft, Vermögen vor Inflation zu schützen, erklärt unser Chefvolkswirt Philipp Dobbert.
Im März sind die Verbraucherpreise in Deutschland um 7,3 Prozent gestiegen. Die Inflation scheint unaufhörlich zu klettern. Woran liegt das?
Die hohe Inflationsrate ist weiterhin vor allem auf die Energiepreise zurückzuführen. Auslöser dafür war zunächst der Nachfrageschub nach den ersten Corona-Wellen. Nun ist es der Krieg in der Ukraine, der die Entwicklung verstärkt. Ohne Energie sind die Verbraucherpreise in Deutschland zum Vorjahresmonat weit weniger stark gestiegen, nämlich um 3,6 Prozent. Allerdings gibt es nicht nur bei Energie, sondern auch bei anderen Rohstoffen und Vorprodukten Engpässe und Probleme in den Lieferketten. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, treibt das die Preise. An dieser Stelle zeigen sich immer noch Auswirkungen der Corona-Pandemie, aktuell etwa durch die Verbreitung der Omikron-Variante in China. Dazu kommen die Folgen von Krieg und Sanktionen.
Wer Geld langfristig anlegt, will einen Vermögenszuwachs oder mindestens einen Inflationsausgleich. Wie geht das in diesem Umfeld?
Sicher nicht mit zinsabhängigen Anlageformen wie dem Sparbuch oder Tagesgeld. Das ist aber nicht neu. Gerade zeigt sich die Wahrheit nur im Brennglas: Bei Zinsen nahe null gibt es – abzüglich Inflation – mit Zinsprodukten einen realen Vermögensverlust. Das bleibt auch so, wenn die Inflationsrate wieder auf zwei Prozent sinkt. Reale Erträge gibt es am Aktienmarkt, mit einem langfristigen und systematischen Investment.
Warum schützt der Aktienmarkt denn vor Inflation?
Aktien sind kein Zaubermittel. Es ist nicht garantiert, dass die Aktienrenditen jederzeit über den monatlichen Inflationsraten liegen. Es geht um den langfristigen Durchschnitt. Mit Aktien investiert man in die Wertschöpfung der Wirtschaft, eine der verlässlichsten Formen des Inflationsschutzes. Wenn das Preisniveau steigt, spiegelt sich das früher oder später in den Umsätzen und Gewinnen – nicht jedes einzelnen Unternehmens, aber des breiteren Markts. Über die ETF-Portfolios von quirion partizipieren Sie jederzeit an der Entwicklung – selbst dann, wenn die breitere Wirtschaft neue Preislevels erreicht.
Aktieninvestments haben aber ein anderes Risikoprofil als Zinsprodukte…
Um das Verhältnis von Rendite und Risiko zu optimieren, muss man möglichst breit streuen – wie wir das in unseren global aufgestellten ETF-Portfolios machen. Um die Schwankungen des Aktienmarkts abzufedern, nutzen wir Anleihen. Deren Anteil am Portfolio schwankt mit der persönlichen Risikoneigung. Diese Strategie funktioniert auch bei den aktuellen Anleihekursen – selbst dann also, wenn Anleihen unter dem Strich die Rendite etwas schmälern.
Gibt es noch andere Anlageformen, die Vermögen vor Inflation schützen – etwa Gold oder spezielle inflationsindexierte Anleihen?
Es gibt kein Patentrezept. Gold hat als Inflationsschutz manchmal funktioniert und manchmal nicht. Gold leistet jedenfalls keinen systematischen Beitrag zur Wertschöpfung in der Wirtschaft. Anders als bei Aktien gibt es daher keinen ökonomischen Grund dafür, dass die Notierungen langfristig steigen. Inflationsindexierte Anleihen wiederum sind komplexe Finanzprodukte. Sie gleichen eher einer Wette als einer Versicherung. Wenn Sie ein solches Produkt kaufen, setzen Sie auf ganz spezifische Inflationserwartungen und deren zukünftige Entwicklung – wiederum eine Sache der Spekulation.
Selbst wenn das ebenfalls Spekulation ist: Wie beurteilen Sie denn die weitere Inflationsentwicklung?
Ein stärkerer Preisschock bei Energierohstoffen beschränkt sich in der Regel zunächst im Wesentlichen auf diesen Sektor. Wenn die Energiepreise schnell wieder sinken, passiert nicht viel. Aber je länger die Energiekosten auf einem hohen Niveau bleiben, desto breiter wird die Entwicklung und erfasst immer mehr Waren und Dienstleistungen. Ein einfaches Beispiel: Nehmen Sie an, Sie betreiben ein Gartenbau-Unternehmen. Sie fahren immer mit dem Transporter zu den Kunden heraus. Sie werden nicht automatisch die Preisliste ändern, wenn der Sprit mal eine Weile teurer ist. Wenn die Preise aber länger steigen und dann noch Düngemittel teurer werden, frisst sich das in ihre Bilanz. Also werden sie irgendwann die Preise erhöhen. So ist das in vielen Geschäftszweigen. Je länger wichtige Rohstoffe teuer sind, desto stärker strahlt das in weitere Sektoren der Wirtschaft aus.
Was ist mit den Notenbanken, müssen die jetzt nicht handeln?
Wichtig zu verstehen ist, dass die Notenbanken keine Möglichkeit haben, direkt auf die Preise einzuwirken. Auch Zinserhöhungen leisten das nur indirekt: Sie dämpfen in der Gesamtwirtschaft die Nachfrage, weil Investitionen teurer werden. Dieses Instrument muss man aber sehr vorsichtig einsetzen, wenn man die Wirtschaft nicht abwürgen will. Die EZB ist derzeit vor allem bemüht, die Inflationserwartungen nicht überschießen zu lassen. Das hat man in der Kommunikation deutlich erkennen können. Unternehmen und Verbraucher müssen das generelle Vertrauen in die Preisstabilität behalten. Irgendwann werden sich die Preise wieder einpendeln. Aber niemand weiß, wann es soweit ist.