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Steht uns ein „heißer Börsenherbst“ bevor?

Steht uns ein „heißer Börsenherbst“ bevor?

Nach einer scharfen Korrektur haben sich die Aktienmärkte im August zunächst rasch wieder gefangen. Viele Anlegerinnen und Anleger fragen sich jedoch, ob man dem positiven Trend wirklich trauen kann. Philipp Dobbert, Chefvolkswirt bei der Quirin Privatbank und quirion ordnet die Entwicklung ein.

Bis in den Juli haben wir an den Aktienmärkten viele Allzeithochs gesehen. Selbst nach einer kurzen Schwächephase ging es schnell wieder aufwärts. Ein Zeichen für Stabilität?

Der langfristige Trend an den Aktienmärkten ist bisher immer aufwärtsgerichtet gewesen. Denn Aktien beteiligen an Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt ist auf Wachstum ausgelegt. An den Märkten muss man aber immer damit rechnen, dass es zwischendurch zu Rückschlägen kommt. Wie wir das im Juli und August erneut erlebt haben. Schwächephasen sind ganz normal und müssen langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger nicht beunruhigen. Die jüngste Korrektur war allerdings wieder ein Beispiel dafür, dass manch waghalsige Spekulation nicht aufgeht – und das dann ganze Märkte belasten kann.

Inwiefern?

Ein Grund für den kurzen, heftigen Kursrutsch an vielen Aktienmärkten weltweit war vermutlich die Auflösung sogenannter Carry Trades, eine hochspekulative Angelegenheit. Im Kern geht es dabei um Zinsdifferenzen. In Japan lag der Zins besonders lange nahe der Nulllinie. Einige Investorinnen und Investoren haben sich deshalb dort Geld geliehen und es in höher rentierliche US-Anleihen gesteckt. Die Wette ist dann irgendwann auch auf die Aktienmärkte übergeschwappt. Manche haben sich in Yen verschuldet und auf Pump zum Beispiel in große Tech-Aktien aus den USA investiert.

Als dann die japanische Notenbank mehr oder weniger überraschend den Leitzins etwas angehoben und weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt hat, brachte das Carry Trader in Bedrängnis. Sie mussten zumindest einen Teil ihrer Positionen auflösen und Wertpapiere verkaufen. Dazu kam, dass der Yen gegenüber dem US-Dollar gestiegen ist. Das hat den japanischen Aktienmarkt belastet. Der Sturm hat sich aber rasch wieder gelegt.

Kann so etwas wieder passieren?

Keiner weiß so genau, wie viele Carry Trades in den vergangenen acht bis zehn Jahren aufgebaut wurden. Ich kann mir gut vorstellen, dass von dieser Seite irgendwann nochmals Druck auf die Kurse kommt. Für die US-Märkte sind aber andere Faktoren aktuell noch wichtiger. Die Zinsentscheidung am 18. September etwa. Und natürlich die Entwicklung der Konjunktur. Spekulationen über eine bevorstehende Wirtschaftsschwäche haben bei der jüngsten Korrektur ebenfalls eine Rolle gespielt.

Die Spekulationen kamen auf, nachdem bekannt wurde, dass die US-Arbeitslosenquote im Juli gestiegen ist – allerdings nur leicht …

Es stimmt schon, Arbeitsmarktdaten allein sagen noch nicht viel über die US-Wirtschaft insgesamt aus. Ich denke, das ist den meisten am Markt auch bewusst. Allerdings: Die US-Konjunktur hat sich trotz hoher Leitzinsen bislang außerordentlich robust gezeigt. Es grenzt an ein Wunder, wie positiv das erste Halbjahr ausgefallen ist. Ganz ehrlich, als Ökonom muss ich mir da manchmal die Augen reiben. Weil aber viele eine Rezession längst erwarten, nehmen sie schon kleine Veränderungen als Zeichen dafür, dass es damit losgeht.

Was erwarten Sie für die US-Konjunktur?

Mit starken Zinserhöhungen die Inflation zurückdrängen, ohne eine Rezession auszulösen: Es wäre in der Geschichte der Fed ein historisches Ereignis. Es ist möglich, dass es so kommt. Aber ich halte es nicht für sonderlich wahrscheinlich. Damit ist über die Kursentwicklung jedoch noch nichts gesagt. Stärkere Kursreaktionen sind dann zu erwarten, wenn etwas Überraschendes passiert – ob positiv oder negativ.

Zur Nervosität rund um Zinsentscheidungen und die wirtschaftliche Entwicklung kommen die Präsidentschaftswahlen in den USA: Steht uns im größten Aktienmarkt der Welt ein „heißer Börsenherbst“ bevor?

Rund um Präsidentschaftswahlen ist die Volatilität an den US-Märkten meistens etwas höher. Aber ob Konjunkturdaten, Zinsentscheidungen oder die Quartalszahlen und Ausblicke von Unternehmen: Zu stärkeren Kursschwankungen kommt es in der Regel nur, wenn etwas Unerwartetes geschieht. Wie „heiß“ das Ganze wird, kann niemand im Vorhinein wissen. Es ist grundsätzlich nicht ratsam, sich in der Anlagestrategie auf Prognosen einzulassen.

Und mit welcher Anlagestrategie kann ich mich auf die Unsicherheit einstellen?

Mit einem gut diversifizierten Weltportfolio. Damit müssen Sie sich um den kurzfristigen Kursverlauf keine Gedanken machen. Und sollten es auch nicht: Immer wieder hat sich gezeigt, dass Anlegerinnen und Anleger Geld verlieren, wenn sie vermeintlich optimale Ein- und Ausstiegspunkte erwischen wollen.

Wenn Sie noch kein solches Portfolio haben, sollten Sie darüber nachdenken. Unser globales ETF-Portfolio ist nach wissenschaftlichen Kriterien diversifiziert. Damit nutzen Sie die langfristigen Renditechancen der Kapitalmärkte, ohne sich unnötigen Risiken auszusetzen.

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