Martin Daut ist CEO von quirion. Der OberpfĂ€lzer hat in seiner Karriere schon mehrere Unternehmen gefĂŒhrt. Was ihn zur digitalen Vermögensverwaltung brachte, welche Ziele er dort verfolgt und warum er auf Konferenzen und Events so gern Sneaker trĂ€gt.â
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Sein Studentenkonto bei der Sparkasse NĂŒrnberg hat Martin Daut frĂŒh gekĂŒndigt. Ende der 1980er, kurz bevor er seinen ersten Job antrat, richtete Daut ein Konto bei der Norisbank ein. Denn die zĂ€hlte damals in Deutschland zu den ersten Instituten, die Onlinebanking anboten. âTechnologie hat mich immer begeistert â vor allem die Anwendungsmöglichkeiten, weniger die technischen Detailsâ, erklĂ€rt Daut. âWenn es etwas Neues gab, war ich gern als einer der Ersten mit dabei.â
Die Weichen fĂŒr seine Karriere stellte Daut mit einem Studium der Betriebswirtschaft an der FAU Erlangen-NĂŒrnberg. Seine Schwerpunkte: Informationstechnologie und Marketing. Danach ging er zunĂ€chst in den Vertrieb und ins Marketing der Digital Equipment Corporation. Das US-Unternehmen war ein Pionier der Computerbranche und damals im Weltmarkt die Nummer zwei, gleich hinter IBM. Die Erfahrungen dort haben einige seiner Einstellungen entscheidend geprĂ€gt. Flache Hierarchien, ein lockerer Umgangston, die Orientierung an Ergebnissen â und keine Scheu davor, ausgetretene Pfade zu verlassen: âDie amerikanische âJust-do-itâ-MentalitĂ€t habe ich tief verinnerlicht.â â
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GeschĂ€ftspotenziale erschlieĂen
Die Potenziale von Technologie fĂŒr neue GeschĂ€ftsmodelle ausloten, den schnellen Draht zu Kundinnen und Kunden suchen, das hat Daut in seiner Karriere immer wieder bewegt. Als Managing Director von Sellbytel beispielsweise, eines Unternehmens der weltgröĂten Werbeagentur, der BBDO-Gruppe. Dort baute er mit seinem Team unter anderem Info- und Hotlines, Telesales sowie Datenmanagementservices fĂŒr groĂe KonsumgĂŒterunternehmen auf. âSo etwas war hier in Deutschland zuvor noch kaum verbreitetâ, erinnert sich Daut. âWer Kontakt aufnehmen wollte, nahm den indirekten Weg ĂŒber den Handel oder schrieb Briefe und wartete auf Post.â
FĂŒr Sellbytel gewann Daut in den 1990ern den Onlinebroker Consors als Kunden. Er lernte dessen GrĂŒnder Karl MatthĂ€us Schmidt kennen, spĂ€ter GrĂŒnder der Quirin Privatbank und von quirion. Es war sein erster beruflicher BerĂŒhrungspunkt mit der Finanzwelt. Von Schmidts Idee, möglichst vielen einen einfachen und gĂŒnstigen Zugang zum digitalen Wertpapierhandel zu verschaffen, war Daut schnell begeistert. Im Jahr 2000 wechselte er als kundenverantwortlicher Vorstand dorthin.
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Neues aufbauen und wachsen
Bei Consors, heute Consorsbank, brachte er seine Erfahrungen an der Schnittstelle von Technologie, Kundenkommunikation und Vermarktung ein. Er baute Strukturen auf, mit denen sich Daten effizienter nutzen und in der Kundenkommunikation neue Wege gehen lieĂen. Er stieg zum CEO auf und blieb insgesamt zehn Jahre dabei. Dann suchte er neue Herausforderungen. âIch wollte auch selbst einmal Unternehmer sein, wie schon mein Vater es warâ, sagt Daut in der RĂŒckschau. Er war einige Jahre Mitgesellschafter und Vorstand in einem Softwarehaus fĂŒr Datenmanagement, grĂŒndete danach eine eigene Beratung.
Im Jahr 2019 war es erneut Bankpionier Schmidt, der ihn als CEO fĂŒr quirion gewann. In gewisser Weise war es der nĂ€chste logische Schritt: âBei Consors ging es um die Demokratisierung des Wertpapierhandels, bei quirion um die Demokratisierung der Vermögensverwaltung.â Auf diesem Weg hat Daut mit dem Team von quirion schon wichtige Meilensteine erreicht. Die Plattform ist komplett in der Cloud, was die Prozesse besonders effizient macht. Die Kundenzahl stieg seit 2019 von rund 7.500 auf ĂŒber 65.000, das verwaltete Vermögen von rund 190 Millionen auf rund 1,7 Milliarden Euro. Â
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Auf dem Weg zur Rendite fĂŒr alle
Neue Ideen zu haben und diese durchzusetzen, das ist seine Passion. âMan muss oft dicke Bretter bohren und viel Durchhaltevermögen mitbringenâ, stellt Daut fest. Die Gutscheinkarten von quirion waren so ein Projekt. âEinen Versuch hatte Daut schon rund 20 Jahre frĂŒher fĂŒr Consors gestartet. âDoch damals war die Technologie noch nicht reif und die Umsetzung zu kompliziertâ, erklĂ€rt Daut. Inzwischen gibt es Gutscheine von quirion nicht nur in vielen SupermĂ€rkten von Edeka, sondern auch online bei Amazon, Payback und Wunschgutschein.
Die Idee hinter den Gutscheinkarten verrĂ€t mehr ĂŒber das, was Daut bei solchen Projekten antreibt. âIch suche immer neue Wege, um Impulse fĂŒr eine bessere Geldanlage zu geben.â Im Motto âRendite fĂŒr alleâ sieht er eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe. âAm privaten Vermögensaufbau fĂŒr die Altersvorsorge geht gerade fĂŒr die junge Generation kein Weg vorbeiâ, unterstreicht Daut. âWir wollen fĂŒr alle die HĂŒrden abbauen, die sie daran hindern, mit der Geldanlage anzufangen â und dann auch dabei zu bleiben.â
Schon lange gibt es bei quirion deshalb auch SparplĂ€ne. Wobei diese nicht mit einfachen Produkt-SparplĂ€nen zu verwechseln sind: âEine richtige Vermögensverwaltung in einem globalen Portfolio mit rund 8.000 Aktien und zusĂ€tzlich gegebenenfalls Tausenden Anleihen, das ab 25 Euro im Monat â vor zehn Jahren hĂ€tten wohl die wenigsten solch ein Angebot fĂŒr wirtschaftlich realisierbar gehalten.â
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Kommunikation als Kernaufgabe
Die meisten Ideen fĂŒr neue Angebote reifen lĂ€ngere Zeit im Hintergrund, bevor sie âliveâ gehen können. Manche schaffen es gar nicht. Es sind viele regulatorische Vorgaben zu erfĂŒllen, technologische Prozesse aufzusetzen und Wirtschaftlichkeit sowie Vermarktungskonzepte zu durchdenken. Dieser Teil seiner Arbeit ist nur fĂŒr wenige sichtbar. Aber Daut ist kein Mann fĂŒrs âstille KĂ€mmerleinâ. Die TĂŒr zu seinem BĂŒro in der Berliner Zentrale von quirion ist meist offen. Er sucht den Kontakt, fasst an vielen Stellen mit an.
Trifft man ihn auf Fachkonferenzen, stechen seine weiĂen Sneaker mit quirion-Logo ins Auge, die er gern zu Veranstaltungen trĂ€gt. Er liebt, was er tut. Er scheut sich nicht, offen dafĂŒr zu werben und âFarbe zu bekennenâ.  Ohnehin mag Daut es lieber unkonventionell. Wenn der erfahrene Manager in seinem Mini in der Hauptstadt unterwegs ist, schallt Kiss-FM aus dem Radio. FrĂŒher stand er auf Hardrock, nun hört er öfter Hip-Hop. Das Klischee eines erfahrenen Managers in der Finanzbranche sieht anders aus.
Daut ist auch einmal im Monat bei quirion LIVE mit dabei. Dort können Kundinnen, Kunden und Interessierte ihre Fragen rund um die Geldanlage und quirion stellen. Solche Aufgaben ĂŒbernimmt nicht jeder CEO. Wenn man ihn fragt, warum er das nicht delegiert, muss er kurz stutzen. âKommunikation gehört zu den Kernaufgaben eines CEOâ, betont Daut. âIch finde das ganz selbstverstĂ€ndlich â und auĂerdem macht es mir viel SpaĂ.â
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