An US-Aktien führt in einem diversifizierten Portfolio kein Weg vorbei. An europäischen Aktien aber auch nicht. Wir werfen einen Blick auf die Bedeutung, die Aktien und Anleihen aus Europa für unser globales ETF-Portfolio haben – sowie auf die Rahmenbedingungen für deren weitere Entwicklung.
Stöbert man in der Liste der Unternehmen mit dem höchsten Börsengewicht, dann dauert es etwas, bis man auf eine europäische Aktie stößt. Mitte Januar fand sich die erste auf Platz 15, es war der dänische Pharmahersteller Novo Nordisk. Der nächste europäische Titel folgte mit dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH auf Platz 22. Das erste deutsche Unternehmen, der Softwarehersteller SAP, lag auf Rang 58. Die Reihenfolge verändert sich mit den Kursbewegungen ständig. Aber dominiert werden die Top-100 ganz klar von US-Aktien.
Auch im globalen Aktienportfolio von quirion liegt das Schwergewicht auf Aktien aus Nordamerika (53,9 Prozent). Europäische Titel waren Ende 2023 mit 20 Prozent etwas schwächer gewichtet als Aktien aus Asien (22,9 Prozent). „Für unsere Portfolio-Zusammenstellung ist die Marktkapitalisierung entscheidend“, erklärt Philipp Dobbert, Leiter der Vermögensverwaltung bei der Quirin Privatbank und bei quirion. Ziel der Anlagestrategie ist ein Weltmarktportfolio. „Die Kapitalmarktforschung hat immer wieder gezeigt: Beim Verhältnis von Renditechancen und Risiken ist ein solches Portfolio jedem anderen überlegen.“
Der Versuch, sich auf die vermeintlich „besten“ Märkte zu beschränken, ist ein Glücksspiel mit sehr hohem Risiko. Denn welche sich wann genau besser entwickeln als andere, lässt sich im Vorhinein nicht bestimmen. Klug ist daher, sich dauerhaft möglichst breit aufzustellen.
Europas Aktienmärkte trotzen der Wirtschaftsschwäche
Selbst, wenn die US-Märkte mit ihrer Performance viele andere wieder einmal überstrahlt haben: Im vergangenen Jahr haben sich Aktien aus Europa insgesamt durchaus erfreulich entwickelt. Wirtschaftlich lief es vor allem wegen der Schwäche Deutschlands im Euroraum zwar nicht berauschend. Doch die Inflation ging schneller zurück, als das viele zuvor erwartet hatten. Die Märkte begannen Zinssenkungen „einzupreisen“. So konnten europäische Aktien 2023 ihren langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen.
Wie sind die Aussichten für 2024? Auch wenn das niemand genau vorhersagen kann: Große Wachstumshoffnungen für die Wirtschaft gibt es noch nicht. Immerhin: „Die Rahmenbedingungen könnten darauf hindeuten, dass sich die Wachstumsschere zwischen Europa und den USA wieder etwas schließt“, erwartet Ökonom Dobbert.
Die Erwartungen für Gewinnsteigerungen in diesem Jahr sind für Unternehmen aus Europa wesentlich niedriger als für Unternehmen aus den USA und den Emerging Markets. Was erstmal ernüchternd klingt, könnte sich als kursstützend erweisen. Denn bescheidenere Erwartungen begrenzen das Risiko von Enttäuschungen. Europäische Aktien sind zudem relativ günstig bewertet.
Weniger Enttäuschungsrisiko – das ist auch das Stichwort bei den Leitzinsen. Diesseits und jenseits des Atlantiks beflügelt die Erwartung von Zinssenkungen schon seit Monaten die Kurse. Allerdings: „Die EZB hat diese Erwartungen nicht so stark geschürt wie die US-Notenbank“, stellt Dobbert fest.
Anleihen zur Stabilisierung
An den Aktienmärkten steht stets die Frage im Raum, ob sich die bereits „eingepreisten“ Erwartungen wirklich erfüllen, oder ob es Zeit für eine Neubewertung ist. Das ist der Motor kurzfristiger Kursbewegungen. Wer sich auf die Schwankungen eines reinen Aktieninvestments nicht einlassen will: Die Beimischung von Anleihen kann ein Portfolio stabilisieren.
„Allerdings können Wechselkursbewegungen den stabilisierenden Effekt von Anleihen teilweise wieder zunichtemachen“, erklärt Dobbert. Für Anleihen außerhalb des Euroraums greife man deshalb auf ETFs zurück, die gegen Währungsrisiken abgesichert sind. Doch um die Funktion des Schwankungspuffers so gut wie möglich zu erfüllen, liegt der Schwerpunkt des Anleiheportfolios von quirion mit 75 Prozent sehr deutlich auf Euro-Anleihen.
Ob bei Aktien oder Anleihen – für die systematische Geldanlage in einem diversifizierten Portfolio gilt eben ganz grundsätzlich: An der Anlageregion Europa kommt man nicht vorbei.