Auch wenn ETFs die Wertentwicklung desselben Börsenindex abbilden, gibt es zwischen ihnen teilweise große Unterschiede – etwa bei den laufenden Produktkosten und in der Qualität. Die effizientesten ETFs für die eigene Anlagestrategie auszuwählen, ist deshalb kein Selbstläufer.
Von Zeit zu Zeit nimmt die ESMA (European Securities and Markets Authority) Durchschnittskosten von Fonds in der EU unter die Lupe. Und stellt – nicht ganz überraschend – immer wieder große Unterschiede zwischen aktiv verwalteten Fonds und ETFs fest. Laut der jüngsten Analyse lagen 2020 bei Produkten auf Aktien 1,2 Prozentpunkte zwischen ETFs (0,2 Prozent p.a.) und aktiven Fonds (1,4 Prozent p.a.). Aktive Fonds waren im Schnitt also siebenmal teurer.
ETFs sind günstig, bieten eine gewisse Streuung und machen so das Investieren einfacher. Das haben sie mehr oder weniger alle gemeinsam. Doch das Angebot ist groß und bei näherem Hinsehen lassen sich selbst unter den ETFs, die demselben Börsenindex folgen, durchaus erhebliche Unterschiede entdecken. Kai Hattwich, ETF-Experte bei der Quirin Privatbank und quirion, nennt ein Beispiel: „Ich habe vor ein paar Wochen zwei ETFs auf den MSCI World verglichen, sie lagen trotz identischer Produktkosten in der Wertentwicklung um 0,17 Prozentpunkte pro Jahr auseinander. Das fällt gerade langfristig ins Gewicht.“
Reale Kosten im Blick
Die Qualität in der Nachbildung der Indexperformance ist ein entscheidendes Auswahlkriterium für ETFs. Um diese genauer zu erfassen, hat quirion eine eigene Kennzahl entwickelt, nämlich die „realen Kosten“. In diese fließen insbesondere Abweichungen zwischen der ETF- und der Indexentwicklung ein. Darin spiegeln sich deshalb alle Kosten, auch zum Beispiel Handelskosten von Wertpapieren, die bei den ETFs anfallen. Die gewöhnlich für die laufenden Produktkosten herangezogene Total Expense Ratio (TER) erfasst diese nicht und beschränkt sich auf Kosten für die „Infrastruktur“, etwa für die Anbindung an Handelssysteme, oder Depotbank- sowie Lizenzgebühren.
Weil die Total Expense Ratio als Kennzahl für die laufenden Produktkosten besonders geläufig ist, kann man sich online bei quirion einen Eindruck von den TER der Produkte verschaffen, die in den globalen Portfolios eingesetzt werden. Wichtig: Die dort angegebenen Kosten sind nicht mit denen der globalen Portfolios von quirion gleichzusetzen. Denn vergleichsweise günstige ETFs, wie die auf Standardwerte aus Industrieländern, haben in den Portfolios ein hohes Gewicht. Die Spannbreite der Produktkosten für die globalen Portfolios liegt unter Berücksichtigung der Gewichtung durchschnittlich zwischen 0,13 und 0,19 Prozent pro Jahr. „Bei einem Portfolio mit 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen betragen sie aktuell zum Beispiel 0,17 Prozent“, erläutert Hattwich.
Die Anlagestrategie in die Depots bringen
Was die laufenden Kosten betrifft, sind Anleihe-ETFs in der Regel etwas günstiger als Aktien-ETFs. „Es ist einfacher, die Zinsstruktur abzubilden, als die Wertentwicklung eines großen Aktienindex“, stellt Hattwich fest. So müssen für einen Aktien-ETF unter Umständen viele einzelne Werte gehandelt werden. „Darüber hinaus ist der Wettbewerb bei Indizes auf Anleihen größer als bei solchen auf Aktien, wo einige wenige Indexanbieter den Markt dominieren.“
Bei Aktien sind ETFs auf Standardwerte aus Industrieländern wiederum günstiger als seltener nachgefragte Produkte – wie etwa auf Nebenwerte aus Emerging Markets. Aktien in vielen unterschiedlichen Schwellenländern zu handeln, setzt eine teurere Infrastruktur voraus. Für die globalen Portfolios sind aber auch solche ETFs unverzichtbar. Denn im Zusammenspiel müssen die ETFs die Anlagestrategie bestmöglich umsetzen.
Grundsätzlich gelten für die nachhaltigen Portfolios von quirion die gleichen Kriterien wie für die globalen Portfolios. „Hier beziehen wir dann zusätzlich ökologische und soziale Aspekte in die Produktauswahl ein“, erläutert Hattwich. „Zwar gibt es immer mehr ETFs, die wir dabei in Betracht ziehen können. Doch das Segment ist noch jung und die Auswahl weit beschränkter als für die globalen Portfolios“, erklärt Hattwich. Bei den nachhaltigen Portfolios liegen die Produktkosten daher etwas höher, unter Berücksichtigung der Gewichtung durchschnittlich zwischen 0,20 und 0,28 Prozent pro Jahr.
Die Tücken der Details
Laufende Produktkosten fließen bei ETFs in die Wertentwicklung ein und werden nicht gesondert abgerechnet. „Das ist ganz allgemein so und gilt unabhängig von sonstigen Gebühren – also auch, wenn man sich über irgendeine Plattform selbst einen ETF kauft“, stellt Hattwich fest. Das macht es für Anlegerinnen und Anleger nicht unbedingt einfacher, bei der eigenen Auswahl alle Details zu berücksichtigen und im Blick zu behalten.
Bei quirion müssen sich Anlegerinnen und Anleger gar nicht erst damit beschäftigen. Alle Aspekte der Auswahl werden hier regelmäßig überprüft. Gegebenenfalls werden ETFs dann ausgetauscht, meist beim Rebalancing der Portfolios. Gerade war es wieder so weit. „Wir haben in den globalen Portfolios einige Produkte ausgetauscht“, stellt Hattwich fest. „Dadurch sind die gewichteten Durchschnittskosten in einigen Portfolios nochmals etwas gesunken.“