Nach Skandalen und Pleiten war es um Kryptowährungen eine Zeit lang stiller geworden. Die nächste Welle der Euphorie hat den Bitcoin-Kurs dann phasenweise auf über 100.000 US-Dollar getragen. Aber Phasen der Euphorie und Enttäuschung wechseln bei Bitcoin und anderen „Kryptos“ oft sehr schnell.
Eine Technologie, die manche von einer Umwälzung des ganzen Finanzsystems träumen lässt. Dazu abenteuerliche Geschichten von schnellem Reichtum, aber auch von Kursabstürzen und Kriminalität. An Bitcoin und den vielen anderen Kryptowährungen erhitzen sich die Gemüter und scheiden sich die Geister.
Mitte Januar 2023 war ein Bitcoin rund 21.000 US-Dollar wert. Mitte Januar 2025 stieg der Kurs erstmals über 100.000 US-Dollar. Solche steilen Anstiege lassen natürlich aufhorchen. Einen starken Impuls gab Anfang 2024 die amerikanische Börsenaufsicht SEC, als sie erstmals börsengehandelte ETFs auf Bitcoin zuließ. Weitere Impulse lieferte im Jahresverlauf dann Donald Trump in seinem Wahlkampf. Wachstumsfantasien hat insbesondere seine Idee einer nationalen Bitcoin-Reserve angeregt.
Bitcoin in Reserve
Eine nationale Reserve kann es für vieles geben. Für Öl und Gas beispielsweise, oder für Lebensmittel. Kanada hält eine strategische Reserve in Ahornsirup. Das Land ist der weltweit größte Produzent dieses Sirups. Die Reserve soll Produktions- und Preisschwankungen abfedern.
In vielen Ländern ist es gängige Praxis, dass von Justizbehörden beschlagnahmte Bitcoins verkauft werden. Das kommt gar nicht so selten vor. Und ist dann ein potenzieller Auslöser von Kursrückschlägen.
Anfang März hat Trump seine Pläne für eine Krypto-Reserve nochmals bekräftigt. Demnach sollen neben Bitcoin auch weitere Kryptowährungen dazu gehören, zum Beispiel Ether. Wie genau eine solche Reserve aufgebaut werden soll, ist aber noch nicht klar. Denkbar wäre, sich auf beschlagnahmte Krypto-Bestände zu beschränken oder diese darüber hinaus aktiv auszubauen. Eine etwaige Einbindung der Fed ist ungeklärt. Bislang ist es der amerikanischen Notenbank gesetzlich nicht gestattet, Kryptowährungen wie Bitcoin zu kaufen.
Auch anderswo beschäftigt man sich gerade mit dem Thema Bitcoin-Reserve, in der tschechischen Notenbank beispielsweise. Noch geht es lediglich darum, Möglichkeiten auszuloten und zu prüfen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich allerdings schon dagegen ausgesprochen, dass EU-Mitgliedsländer Währungsreserven in Bitcoin halten.
Eine kryptische Welt
„Blockchain“, „Bitcoin-Mining“, „Meme Coins“ und „Dead Coins“: Wer sich mit Kryptowährungen zum ersten Mal befasst, verliert sich schnell in kryptischen Begriffen. Die Blockchain macht möglich, Transaktionen zwischen sich völlig unbekannten Akteuren dezentral und trotzdem fälschungssicher durchzuführen. Kryptowährungen sind eine Begleiterscheinung dieser Technologie – Belohnung für diejenigen, die das Netzwerk am Laufen halten („Mining“).
Die Blockchain-Technologie ist Kryptowährungen gemeinsam. Ansonsten gibt es aber auch viele Unterschiede. So ist etwa die Anzahl der Bitcoins, die neu „geschürft“ werden können, auf 21 Millionen begrenzt. Ende Februar waren bereits rund 19,8 Millionen im Umlauf.
Laut investing.com gab es im Februar über 10.800 verschiedene Kryptowährungen. Zu den bedeutendsten zählen neben Bitcoin unter anderem Ether und Tether mit jeweils eigenen Besonderheiten. Dabei sind „Meme-Coins“, wie sie Donald und Melania Trump im Januar ausgegeben haben, so etwas wie digitale Gedenkmünzen.
Kryptowährungen kommen und gehen. Bei vielen wurde die Weiterentwicklung nach kurzer Zeit wieder gestoppt. Andere bewegen sich wie Pennystocks nahe an der Wertlosigkeit.
In Bitcoin investieren?
Auch die Kurse großer Kryptowährungen wie Bitcoin können innerhalb kürzester Zeit sehr stark steigen oder fallen. Zwischen Ende November 2021 Ende Dezember 2022 beispielsweise sank der Bitcoin-Wert um etwa 70 Prozent. Hält wie jüngst ein Höhenflug länger an, fragen sich aber natürlich viele Anlegerinnen und Anleger, ob ihnen etwas entgeht.
„Ein Investment in Bitcoin ist immer reine Spekulation – mit sehr hohem Risiko“, warnt Philipp Dobbert, Leiter der Vermögensverwaltung bei quirion und bei der Quirin Privatbank. Einen Kursrutsch gab es gerade wieder im Februar. Hacker hatten an der Kyptowährungsbörse Bybit in Ethereum gehaltenes Vermögen im Gegenwert von 1,5 Milliarden Dollar gestohlen. Das belastete auch den Bitcoin-Kurs. „Starke Preisschwankungen dürften weiterhin auf der Tagesordnung stehen – in beide Richtungen“, stellt Dobbert fest.
Keine „eingebaute Wertschöpfung“
Für seine Einschätzung verweist Dobbert auf den ökonomischen Hintergrund. „Würde Bitcoin wertlos, wäre das zwar für diejenigen schmerzhaft, die investiert haben. Ökonomisch hätte es jedoch keine Bedeutung.“
Denn anders als Aktien haben Bitcoin und andere Kryptowährungen keine Wertschöpfung im Rücken. „Aktien sind Produktivkapital, beteiligen an Unternehmen und damit an der Wirtschaft.“ Weil die Wirtschaft auf Wachstum ausgelegt sei, sei der Trend der Aktienmärkte langfristig und im Schnitt aufwärtsgerichtet. „Dieser Zusammenhang ist ganz fundamental.“
Weil ihnen die „eingebaute Wertschöpfung“ fehlt, sind Kryptowährungen nach Ansicht von Dobbert für den langfristigen Vermögensaufbau ungeeignet. „Krypto-Investments sind eher Glücksspiel als Geldanlage.“ Das bedeute zwar nicht, dass man sich keineswegs darauf einlassen sollte. „Aber wenn man das tut, dann in vollem Bewusstsein für die Risiken. Und nur mit einem sehr kleinen Teil des Vermögens – bei dem es im Zweifel nicht dramatisch wäre, wenn es zu einem Totalverlust kommt.“
Wie der Vermögensaufbau mit Aktien funktioniert, erfahren Sie hier.