Wenn in Börsenindizes wie im DAX Unternehmen ausgetauscht werden, zieht das viel Aufmerksamkeit auf sich – auch von ETF-Anlegern, schließlich ändern sich damit in gewisser Weise die Werte in ihrem Portfolio. Was Indexanpassungen für ETF-Investoren bedeuten und warum Kunden von quirion ganz entspannt bleiben können.
Wer kommt neu dazu? Wer scheidet aus? Stehen Veränderungen in bekannten Indizes wie dem DAX an, gibt es immer reichlich Stoff für Schlagzeilen und Spekulationen. So war es dann auch wieder im Vorfeld des 3. September: Angekündigt war die Erweiterung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen – als „krönender Abschluss“ einer Reform, bei der auch eine Reihe von Regeln für die Aufnahme und den Verbleib im Index angepasst wurden.
Zumindest mit Blick auf die Depots bei quirion war die „größte DAX-Reform der Geschichte“ nicht ganz so bedeutsam. „Auch wenn der DAX nun zehn Indexmitglieder mehr hat: Die Zahl der Unternehmen, die er abbildet, ist im Vergleich zu anderen Indizes weiterhin sehr gering“, resumiert Kai Hattwich, Senior Portfolio Manager bei quirion und bei der Quirin Privatbank. „Mit einem Gewicht von knapp zehn Prozent haben zudem die Top-Unternehmen großen Einfluss auf die Indexentwicklung.“ Um für ein Investment so richtig gut geeignet zu sein, sollte ein Index nach Einschätzung des ETF-Experten einen breiteren Ausschnitt des Marktes abbilden. „Das ist ein Grund dafür, dass unsere Portfolios keinen ETF auf den DAX enthalten.“
Die Top-Werte im neuen DAX
Linde 9,8 %
SAP 9,2 %
Siemens 7,9 %
Allianz 5,6 %
Airbus 4,8 %
Quelle: Qontigo, Stand: 20.9.2021
Gleichwohl sind Anpassungen von Börsenindizes für ETF-Anleger grundsätzlich ein Thema. Immerhin ändern sich dabei automatisch die Werte, die Performance in die Depots bringen sollen. „Überprüfungen erfolgen bei jedem Index in regelmäßigen Abständen“, erklärt Hattwich. „Dann wird geschaut, ob die im Index enthaltenen Unternehmen noch die sind, die den festgelegten Kriterien entsprechen.“ Schließlich soll der Index abbilden, was er verspricht.
ETF-Anleger bei Änderungen im Nachteil?
Indexanbieter wollen nicht, dass es im Zuge der Anpassungen zu besonderen Kursverzerrungen kommt. Daher kündigen sie insbesondere bei großen Indizes Änderungen in der Regel früh an. Damit haben auch ETF-Anbieter Zeit, sich darauf einzustellen. Weil ETFs die Indizes aber börsentäglich genau abbilden sollen, kann die Umstellung des ETF erst an dem Tag zum Tragen kommen, an dem die neue Zusammensetzung in Kraft tritt. Im Fall der jüngsten DAX-Veränderung lagen zehn Handelstage zwischen Verkündung der neuen Aufstellung und dem ersten Tag der DAX-40-Notierung. Können so nicht spekulative Anleger, die gezielt und schnell auf die Neuzugänge in einem Index setzen, von der „Zwangslage“ der ETFs profitieren? „Das wird in den Medien öfter einmal behauptet“, stellt ETF-Experte Hattwich fest. „Ich habe aber noch nie eine statistische Auswertung gesehen, die das wirklich belegt.“
Wie konkret die Anbieter einzelne ETFs umstellen, ist vor allem von der Art der Replikationsmethode abhängig. Längst nicht alle jedenfalls müssen die betroffenen Werte kaufen oder verkaufen. „Selbst wenn das der Fall ist, ist die technische Umsetzung für die Anleger eigentlich unerheblich“, stellt Hattwich fest. „Es gibt genügend Vorlauf und Routine, um die Änderungen so zu realisieren, dass ETF-Anlegern keine Nachteile entstehen. Beispielsweise sichern sich viele ETF-Anbieter im Vorfeld über Termingeschäfte in den betroffenen Werten ab.“
Indexveränderungen spiegeln den Wandel der Märkte
Neben den regelmäßigen Überprüfungen kommt es bisweilen auch zu strukturellen Veränderungen, wenn sich Märkte grundlegender wandeln. Zum Beispiel beim MSCI Emerging Markets Index: Eine große Umstellung erfolgte im Jahr 2018 mit der Aufnahme von sogenannten A-Aktien aus China. Das sind in der Landeswährung Renminbi notierte „Festlandaktien“, durch deren Aufnahme sich die Basis potenzieller Indexkandidaten erheblich erweiterte. Die Maßnahme trug der wachsenden Bedeutung der chinesischen Wirtschaft Rechnung. Inzwischen liegt das Gewicht Chinas im MSCI Emerging Markets bei rund 34 Prozent. Im Jahr 2013 hatte es noch unter 20 Prozent gelegen, 2003 waren es erst 7 Prozent. „Wenn Anleger auf einzelne ETFs setzen, ist es für sie wichtig, solche Veränderungen zu registrieren und mit dem eigenen Anlageprofil abzugleichen“, rät Hattwich.
Die Ländergewichte im MSCI Emerging Markets Index 2013 und 2021 im Vergleich
Für die globalen Portfolios von quirion haben Hattwich und seine Kolleginnen und Kollegen diese Entwicklungen im Blick. Sie achten in der Gesamtschau auf etwaige Überschneidungen. Dass sich Märkte verändern und dadurch zum Beispiel Länder- oder Branchengewichte verschieben, soll sich aber durchaus in den globalen Portfolios spiegeln. Auf diesem Weg kommt der Wandel der Märkte in die Depots. „Wenn zum Beispiel die Marktkapitalisierung von Ölfirmen im Zuge des Aufstiegs grüner Energie schrumpft, wirkt sich das auf die für uns relevanten Indizes aus.“ Dabei partizipieren die quirion Portfolios schon früh an neuen Trends: „Große Hoffnungsträger für die Zukunft starten gewöhnlich als kleine Unternehmen“, betont Hattwich. „Und anders als viele große Indizes berücksichtigen wir in unseren Portfolios auch diese kleineren Unternehmen Small Caps.“
Wenn ETFs den Index wechseln
Wer als ETF-Anleger auf eigene Faust unterwegs ist, sollte nach Einschätzung von Hattwich neben größeren Indexanpassungen auch noch eine andere Form von Veränderungen im Auge behalten: Gar nicht so selten ist es nämlich so, dass ETFs den Index austauschen, auf dem sie basieren. „Meistens betrifft das kleinere ETFs, wenn diese beispielsweise plötzlich statt einem Index auf Aktien aus Taiwan einem Themen-Index aus Halbleiter-Aktien folgen“, zeigt der ETF-Spezialist auf. Auch kommt es vor, dass Fondsgesellschaften den Indexanbieter wechseln, wobei sich die Zusammensetzung der Indizes unterscheiden kann. Die Mitteilungen, die Anleger in diesen Fällen erhalten, sind meist nicht sonderlich ausführlich. Im Zweifel bleibt nur die Möglichkeit, sich selbst auf die Suche nach Informationen zu machen. „Für unsere globalen Portfolios beobachten wir diese Veränderungen natürlich genau“, unterstreicht Hattwich. „Unsere Kunden müssen sich um nichts weiter kümmern.“
Mehr über die ETFs in den Portfolios von quirion gibt es hier.