Vor dem Hintergrund des Klimawandels und sozialer Ungleichheit werden die Marktwirtschaft und ihr Wachstumsprinzip öfter einmal in Frage gestellt. Dabei können wachsende Volkswirtschaften auch gesellschaftlichen Herausforderungen viel leichter begegnen.
Stellen Sie sich einmal folgende frei erfundene Szene aus einer fiktiven Zukunft vor: Das Statistische Bundesamt verkündet die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt. Die Wirtschaftsleistung ist um drei Prozent geschrumpft. Aufgenommen wird die Nachricht mit großem Beifall. Die Medien sprechen von einem beachtlichen Erfolg: Weniger Wirtschaft bedeute schließlich weniger Schaden für die Umwelt. Außerdem seien die Reichen nun etwas weniger reich, die Vermögen damit insgesamt ein bisschen gerechter verteilt. Klingt das für Sie plausibel?
Gerade in Deutschland fühlen sich viele unwohl mit der Steigerungslogik wirtschaftlichen Wachstums. Hervorgehoben wird dabei oft, dass die ständig wachsenden Produktionsmengen den Menschen früher oder später die Ressourcen und damit die Lebensgrundlagen entziehen. Die Wirtschaftsweise verschärfe zudem die soziale Ungleichheit.
„Unsere Wirtschaftsweise in Frage zu stellen, ist völlig legitim“, findet unser Chefvolkswirt Philipp Dobbert. „Sie hat unseren Planeten in der Tat über Gebühr in Anspruch genommen.“ Allerdings: Daraus zu folgern, man müsse das Wirtschaftswachstum als marktwirtschaftliches Prinzip abschaffen, sei doch viel zu kurz und einfach gedacht. „Es lässt sich jedenfalls wesentlich leichter fordern, wenn man im Wohlstand lebt.“
Mit Wohlstand meint Dobbert dabei nicht unbedingt, dass man mehrere Autos in seiner Garage hat. Das komme vor, sei aber nicht das Wesentliche. „Von der ständigen Verfügbarkeit von Lebensmitteln bis zur Ausstattung mit Kleidung oder Kühlschränken: Hierzulande gilt das als selbstverständlich, aber das ist es nicht.“ Viel zu große Teile der Weltbevölkerung hätten noch keinen oder zu wenig Anteil an solchen Früchten wirtschaftlichen Aufstiegs.
Wachstum ist kein Selbstzweck
Nach Einschätzung von Dobbert werden die Wirtschaft und ihr Wachstum oft fehlinterpretiert, nämlich als Selbstzweck – ganz so, als wären beide nur da, damit Unternehmen eine möglichst hohe Rendite einfahren können. „Letztlich geht es aber immer um die Befriedigung von Bedürfnissen.“
Dass in unserer Gesellschaft viele Bedürfnisse für die meisten abgedeckt sind, bedeutet nicht, dass dies ohne weiteres Zutun so bleibt. Das kennt jeder aus dem Alltag: „Wenn Sie Ihre Fenster putzen, erwarten Sie nicht, dass sie nie mehr schmutzig werden“, zeigt Dobbert auf. „Sie müssen sich ständig aufs Neue darum bemühen. Auch ein Wohlstandsniveau erhält sich nicht von selbst.“
Doch warum Wachstum? „Je größer der Kuchen, desto mehr kann ich verteilen“, betont der Ökonom. Wirtschaftswachstum sei deshalb auch ein Mittel, um soziale Ziele zu erreichen – zum Beispiel, wenn es darum geht, dass eine Gesellschaft Menschen finanziell unterstützt. „Ohne Wachstum muss ich manchen etwas wegnehmen, um es anderen geben zu können.“ Zwar löse Wirtschaftswachstum von allein noch nicht das Problem. „Ich erreiche aber soziale Ziele umso leichter, je mehr Wachstum ich habe.“
„Mehr“ oder „besser“
Was die Schonung der Ressourcen betrifft: Anders als von manchen vermutet, ist die Marktwirtschaft nicht zwingend darauf aus, „immer mehr“ zu produzieren. Sie wächst ebenfalls, wenn Bedürfnissen „besser“ entsprochen wird. Wachstum geht also nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ.
Ein Beispiel: Aktuell wird in Deutschland immer noch viel Billigfleisch konsumiert. Würde die Gesellschaft noch mehr Wert auf das Tierwohl legen und dafür höhere Preise für Fleisch aus artgerechterer Haltung akzeptieren, ginge die Produktionsmenge zwar zurück. Das Bruttoinlandsprodukt könnte trotzdem wachsen.
An welchen Stellen und auf welche Weise die Wirtschaft wächst, gibt weniger sie selbst als vielmehr die Gesellschaft vor. Ändern sich Bedürfnisse, wandelt sich mit der Nachfrage auch das Angebot an den Märkten. Denn Rendite kann nur erwarten, wer für seine Produkte und Dienstleistungen auch Käuferinnen und Käufer findet.
Der Anreiz der Rendite lenkt Kapital dorthin, wo die Bedürfnisse sich verstärken. Insofern stehen die Wirtschaft und ihr Wachstum den gesellschaftlichen Interessen nicht entgegen, sondern richten sich danach aus. „Natürlich kann man darüber streiten, wie effizient eine Volkswirtschaft das jeweils tut und welche Regeln und Mechanismen nötig sind, um möglichst viele am erreichten Wohlstandsniveau teilhaben zu lassen“, räumt Dobbert ein.
Am Wachstum teilhaben
Am Wirtschaftswachstum partizipieren kann man übrigens nicht zuletzt über eine systematische Geldanlage. Das ist heute viel einfacher als früher. Es ist noch nicht so lange her, da waren zum Beispiel sechsstellige Summen Voraussetzung für den Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung. Bei quirion gibt es die als Sparplan schon ab einer Anlagesumme von 25 Euro.
In den Portfolios setzt das Anlagemanagement von quirion auf eine möglichst breite, globale Streuung. Denn welche Regionen wann genau wirtschaftliche Stärke zeigen, ist im Voraus nicht zu bestimmen. Weil aber die Weltwirtschaft grundsätzlich auf Wachstum ausgerichtet ist, sind auch die Aktienmärkte langfristig und im Schnitt historisch immer gestiegen. „Ich gehe fest davon aus, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird“, ist Dobbert überzeugt. „Wirtschaftswachstum ist für den Aufbau und Erhalt von Wohlstand einfach viel zu wichtig, als dass man darauf verzichten könnte.“