Beim Stichwort „ETF“ denken viele an ganz bestimmte Produkteigenschaften. Allerdings wird das Angebot ständig größer. Das macht es Anlegerinnen und Anlegern zunehmend schwer, die Chancen und Risiken einzelner Produkte einzuschätzen. Worauf Anlageprofis bei der Auswahl achten.
Sich die Wertentwicklung eines bekannten Börsenindex ins Portfolio holen: Das ist die Idee, die wohl die meisten Anlegerinnen und Anlegern mit ETFs verbinden. Statt einzelne Aktien auswählen und handeln zu müssen, folgt man einfach einem Index. Das ist transparent und man legt günstig auf einen Schlag in viele Wertpapiere an. Dieser Grundgedanke hat „Exchange Traded Funds“ populär gemacht.
Die Beliebtheit lässt sich beziffern. Nach Daten des Research-Hauses ETFGI waren Ende 2023 weltweit rund 11,4 Billionen US-Dollar in ETFs angelegt, ein neuer Rekord. Zehn Jahre zuvor waren es erst 2,3 Billionen US-Dollar. Mit der Nachfrage ist allerdings auch das Produktangebot stark gewachsen. Weltweit gab es im Dezember 2023 rund 10.300 verschiedenen ETFs. Ihre Zahl hat sich seit 2010 mehr als vervierfacht.
Und jetzt auch auf Bitcoin?
Für Aufsehen sorgte jüngst besonders eine Erweiterung der Produktpalette in den USA: Die US-Börsenaufsicht genehmigte im Januar „Exchange Traded Products“ auf Bitcoin, die direkt in die Kryptowährung investieren dürfen. Mit klassischen Indexfonds, die zumindest einen gewissen Grad an Streuung mitbringen, haben diese Produkte aber wenig gemein. Wie ETPs auf Rohstoffe konzentrieren sie sich auf die Wertentwicklung eines einzigen „Assets“, in diesem Fall auf Bitcoin. Und dessen Wertschwankungen sind schwindelerregend. SEC-Chef Gary Gensler verband sein Statement zur Produktzulassung jedenfalls mit der Warnung vor „unzähligen Risiken“, die mit Bitcoin und Produkten, deren Wert an Kryptowährungen gebunden sind, verbunden sind. Er mahnte Investoren zur Vorsicht.
Verwirrende Vielfalt
Allein durch die Kennzeichnung als ETF lässt sich schon länger nicht mehr auf die Eigenschaften der Produkte schließen. Sogenannte aktive ETFs beispielsweise wollen „ihren“ Index übertreffen, statt ihn abzubilden. Damit verkehrt sich der ursprüngliche Gedanke der Indexfonds in sein Gegenteil. Andere ETFs beziehen sich zwar auf einen Standardwerteindex wie den S&P 500. Sie sollen aber mit Hilfe von Terminmarktgeschäften darüber hinaus Verlustrisiken in einem bestimmten Rahmen halten. Einfacher, transparenter und günstiger machen solche Angebote die Sache nicht.
Ständig werden neue Nischenprodukte auf den Markt geworfen. Auch abseits der spezifischen Chancen und Risiken ist eine langfristige Perspektive nicht garantiert. Das zeigt etwa der „Rize Pet Care“. Der Themen-ETF wurde 2022 aufgelegt, spezialisiert auf Aktien aus dem Segment Haustiernahrung. Ende 2023 wurde er schon wieder geschlossen.
ETFs für ein Kern-Investment
Wer langfristig Vermögen aufbauen will, sollte nicht gleich Listen mit Produktangeboten ansteuern. Zunächst ist wichtig, sich um eine Anlagestrategie zu kümmern, die zum eigenen Profil passt. Sollen Renditechancen und Risiken in einem möglichst guten Verhältnis stehen, ist in jedem Fall eine breite Diversifikation ratsam. Für die wiederum können ETFs ein ideales Instrument sein.
Bei der Produktauswahl sind dann nicht nur bei exotischeren Varianten die Details wichtig. Denn Unterschiede gibt es auch zwischen ETFs auf große Standardindizes. Dabei ist der Produktwettbewerb durchaus ein Vorteil: „Immer wieder kommen neue ETFs auf den Markt, mit denen wir unsere Anlagestrategie noch besser oder günstiger umsetzen können“, stellt Kai Hattwich fest, Lead Portfolio Manager bei der Quirin Privatbank und bei quirion.
Bei Kern-Investments wie dem globalen Portfolio beschränkt sich quirion sowohl in der klassischen als auch in der nachhaltigen Variante ganz bewusst auf die Anlageklassen Aktien und Anleihen, also auf die liquidesten Märkte für die Geldanlage. Aktien sollen den Löwenanteil der Renditechancen beisteuern. Denn Aktien beteiligen an Unternehmen und damit – anders als etwa Bitcoin – an produktivem Kapital. Weil die Wirtschaft langfristig auf Wachstum ausgerichtet ist, sind es auch die Aktienmärkte. „Dieser Zusammenhang lässt sich so bei keiner anderen Anlageklasse finden“, stellt Hattwich fest. Anleihen sollen demgegenüber in den Portfolios vor allem die Kursschwankungen des Aktienanteils abfedern. „Das wiederum leistet diese Anlageklasse so gut wie keine andere.“
Bevor ETFs in die Portfolios von quirion gelangen, durchlaufen sie einen strengen Filterprozess. Der umfasst eine Qualitätsprüfung der Produktanbieter wie auch einen sehr genauen Vergleich von Indizes und Produkten. Anlegerinnen und Anleger selbst müssen sich um nichts weiter kümmern. „Unsere Anlagestrategie basiert auf dem aktuellen Stand der Kapitalmarktforschung“, erläutert Hattwich. „In der Produktauswahl berücksichtigen wir relevante Renditefaktoren genauso wie die jeweils besten am Markt verfügbaren Alternativen.“