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Das hat 2023 viele überrascht

Das hat 2023 viele überrascht

Das Jahr ist noch nicht ganz zu Ende. Und doch lässt sich bereits feststellen: Auch 2023 gab es in der Wirtschaft und an den Märkten vieles, was so kaum jemand vorausgesehen hatte. 5 Entwicklungen, die viele überrascht haben.

1) US-Wirtschaft robuster als erwartet

Sie wurde schon die „am meisten antizipierte Rezession in der Wirtschaftsgeschichte“ genannt. Sie blieb aber zumindest bislang aus: Die US-Wirtschaft zeigte sich im Jahresverlauf 2023 viel robuster, als das erwartet worden war. Saisonbereinigt und hochgerechnet auf das Jahr wuchs das US-Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 2,2 Prozent, im zweiten um 2,1 Prozent und im dritten um starke 5,2 Prozent.

„Die Inflation wirksam bekämpfen und dabei keine Rezession auslösen: Wenn das gelänge, wäre das historisch beispiellos“, erklärt Philipp Dobbert, Chefvolkswirt bei der Quirin Privatbank sowie bei quirion. Das gelte besonders, weil die Zinsen besonders schnell und stark gestiegen sind. „Auch das war historisch außergewöhnlich – wir befinden uns also auf unbekanntem Terrain.“

2) Asiatische Schwellenländer enttäuschen

Zu Beginn des Jahres galten China und andere asiatische Emerging Markets in vielen Ausblicken als Hoffnungsträger. „Wird 2023 das Jahr der Schwellenländer?“ So und ähnlich lauteten die Schlagzeilen. Doch während der amerikanische S&P 500 von Januar bis Ende November rund 20 Prozent gestiegen ist, hat es der MSCI Emerging Markets Asia in US-Dollar gerechnet nur knapp in die Pluszone geschafft.

China und viele andere asiatische Schwellenländer können wirtschaftlich noch nicht an das Wachstum früherer Jahre anknüpfen. „Die Dynamik der Emerging Markets, die zu den Industrieländern aufschließen wollen, ist aber auf lange Sicht eine Säule für die weltwirtschaftliche Entwicklung“, stellt Ökonom Dobbert fest. „Deshalb gehören sie weiterhin in jedes gut diversifizierte Portfolio.“

3) Japans Börsenboom beeindruckt

Welcher Börsenindex hat von Jahresbeginn bis Ende November ein Kursplus von 30 Prozent erreicht? Ende 2022 hätte wohl kaum jemand auf den japanischen Nikkei-225 getippt. Der Aufstieg begann schon im Januar. Zwischen April und Juni bewegten sich die Notierungen dann besonders dynamisch nach oben und auf ein Niveau, dass seit über 30 Jahren nicht mehr erreicht worden war.

Gründe für den Boom lassen sich im Nachhinein einige finden: zum Beispiel die relativ starke Wirtschaftsentwicklung, Reformen der vorangegangenen Jahre und negative Leitzinsen. Dass der Markt ausgerechnet in diesem Jahr so stark steigt, hatte vorher trotzdem niemand so erwartet.

Unabhängig von den Gründen oder Erwartungen an die Zukunft liegt Japan im globalen ETF-Portfolio von quirion unter den Ländern gleich auf Platz 2. „Wir richten uns nach der Marktkapitalisierung, nicht nach Prognosen“, erläutert Dobbert. „Steigen die Kurse und damit die Marktkapitalisierung nachhaltig, partizipieren auch unsere Anlegerinnen und Anleger.“

4) Small Caps hinken hinterher

Ganz unerwartet kam es nicht, angesichts stark gestiegener Zinsen und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Aber die Beharrlichkeit des Trends sticht dennoch so manchen ins Auge. „In diesem Jahr haben wieder einmal vor allem große Standardwerte, insbesondere aus dem Technologiesektor, die Aufwärtsbewegungen getragen“, erklärt Dobbert. „Die Aktien kleinerer Unternehmen haben sich zwar positiv entwickelt, aber eben nicht so stark.“

Ob Unternehmensgröße (Size) oder auch Substanz (Value): Beide Renditefaktoren spielen im globalen und im nachhaltigen ETF-Portfolio von quirion eine Rolle. „Daran halten wir fest“, betont Dobbert. „Denn beide Faktoren sind höchst relevant, um die Streuung in einem Weltportfolio zu optimieren.“ Schließlich würden so auch kleinere Unternehmen angemessen mitberücksichtigt, die ihr Wachstum noch vor sich haben – genau wie Aktien, deren Bewertungen noch nicht in schwindelerregende Höhen getrieben worden sind.

5) Anleihemärkte schwanken mit Zinserwartungen

Nach den schweren Einbrüchen im Jahr 2022 zeigten sich die Anleihemärkte 2023 zwar deutlich stabiler. Doch überraschte der Anleihemarkt mit immer neuen Wendungen. Das zeigte sich zum Beispiel bei der Rendite der international maßgeblichen 10-jährigen US-Staatsanleihe: Diese lag zu Jahresbeginn bei 3,88 Prozent. Anfang März erreichte sie mit etwas über vier Prozent ein Zwischenhoch, sackte bis Anfang April auf 3,25 Prozent ab. Im Anschluss setzte sich das Auf und Ab auf erhöhtem Niveau fort, führte die Rendite zeitweise sogar über 5 Prozent. Ende November lag sie wieder bei 4,2 Prozent.

Insbesondere in den USA wurde jedes Konjunkturdatum auf mögliche Folgen für die weitere Notenbankpolitik abgeklopft. War der Arbeitsmarkt stärker als erwartet, stiegen die Renditen in Erwartung weiterer Zinsschritte. Deuteten Daten auf eine Abkühlung hin, sanken sie wieder. „Vermutlich ist nun tatsächlich das Ende dieses Zinserhöhungszyklus erreicht“, erklärt Volkswirt Dobbert. Allerdings dürfte die Notenbankpolitik weiterhin im Fokus bleiben. Im kommenden Jahr möglicherweise mit umgekehrten Vorzeichen: Die Spekulationen darüber, wann die Fed die Zinsen wieder senkt, haben schon begonnen.

Was kommt als Nächstes?

Überraschungen sind der Motor der kurzfristigen Kursentwicklung. Sie sind nicht ungewöhnlich, sondern die Regel. Denn an den Kapitalmärkten werden Erwartungen für die künftige Entwicklung gehandelt. Die aber ändern sich immer wieder, weil niemand die Zukunft kennt. „In der Anlagestrategie hält man sich am besten an das, was man weiß“, erklärt Dobbert. „Die Aktienmärkte sind langfristig und im Durchschnitt auf Wachstum ausgerichtet, genau wie die Weltwirtschaft.“

Mit einer möglichst breiten Streuung nimmt man an diesem Wachstum teil, ohne sich allzu großen Risiken auszusetzen. Dabei können Anleihen mit ihrer geringeren Schwankungsbreite das Portfolio zusätzlich stabilisieren. „All das wird auch 2024 gelten“, unterstreicht Dobbert. „Ganz unabhängig davon, welche Überraschungen uns im kommenden Jahr erwarten.“

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