Diversifikation: Definition & Bedeutung
Definition: Diversifikation in der Geldanlage ist definiert durch eine möglichst breite Streuung sowohl innerhalb einer Anlageklasse – z. B. viele verschiedene Aktien unterschiedlicher Größe und Herkunft –, als auch zwischen verschiedenen Anlageklassen (Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Immobilien usw.).
Bedeutung: Der eigentliche Beweggrund, warum Anleger ihre Geldanlage diversifizieren sollten, lautet: Investoren wollen mögliche Risiken so gut es geht reduzieren. Risiken am Kapitalmarkt lassen sich in systematische und unsystematische Risiken unterteilen.
Gut zu wissen: Der Begriff Diversifikation hat in der Wirtschaft auch eine allgemeinere Bedeutung: Unternehmen verstehen darunter, die Ausweitung des Geschäftsmodells auf neue Produkte oder die Erschließung neuer Märkte. Die Parallelen zur Diversifikation bei der Geldanlage liegen auf der Hand: “Nicht alles auf eine Karte setzen”.
Systematische vs. unsystematische Risiken
Das systematische Risiko, bezieht sich auf Kursschwankungen resultierend aus allgemeinen Entwicklungen, die den gesamten Markt betreffen und die auch bei breit gestreuter Anlage – beispielsweise mit ETFs - in Kauf genommen werden müssen.
Beispiele für systematische Risiken sind Weltwirtschaftskrisen oder breit angelegte Handelskriege. Kursverluste im Rahmen von systematischen Risiken können durchaus kräftig ausfallen. Solche Verwerfungen treten aber relativ selten auf und die Kurse erholen sich letztlich immer wieder – unter der Voraussetzung, dass das marktwirtschaftliche System nicht zusammenbricht.
Demgegenüber steht das unsystematische Risiko, das einzelne Länder, Branchen und Unternehmen bzw. Aktien immer in sich tragen. Bestimmte länder-, branchen- oder unternehmenspezifische Ereignisse (z. B. eine Staatsinsolvenz oder schlechte Geschäftsentwicklungen bei Unternehmen) können zu erheblichen Kursverlusten führen (bis hin zum Totalverlust). In einem Wirtschaftssystem freier Märkte gibt es keine Gründe dafür, dass sich Verluste aufgrund unsystematischer Risiken irgendwann wieder ausgleichen müssen.
Unsystematische Risiken sind also prinzipiell vermeidbare Risiken, die häufiger und intensiver zuschlagen als systematische Risiken. Sie entstehen, weil Menschen bei der Geldanlage oft zu wenig diversifizieren.
Unsystematische Risiken sind vermeidbar, systematische sind es nicht. Oder anders gesagt: Nur die unsystematischen Risiken lassen sich durch sehr breite Streuung “wegdiversifzieren”.
Unsystematische Risiken eliminieren = maximale Diversifikation
Achtung: ETFs, so gut diese Produkte ansonsten sind, bilden teils ungewollte und unkontrolliert wechselnde Schwerpunkte. So schleichen sich, selbst in Welt-ETFs, gewisse unsystematische Risiken ein. Mehr dazu weiter unten.
Diversifikation zwischen Anlageklassen
Die Diversifikation zwischen Anlageklassen ermöglicht es Anleger:innen, das Verlustrisiko des Gesamtinvestments zu reduzieren und (negative) Korrelationseffekte zu nutzen.
Beispiel für eine negative Korrelation: Wenn Aktienkurse steigen, sinken im Gegenzug die Anleihekurse – und umgekehrt. Dies stellt jedoch keinen Automatismus dar.
Diversifikation innerhalb einer Anlageklasse
Für eine erfolgreiche Geldanlage ist es auch notwendig, innerhalb einer Anlageklasse zu diversifizieren, erst recht, wenn man nur in eine einzige Anlageklasse investiert, zum Beispiel in Aktien). Die Streuung erfolgt dann idealerweise über verschiedene Länder, Branchen oder Themen hinweg.
Achtung: Das A und O bei jeder Geldanlage ist neben einer möglichst breiten Diversifikation der Faktor Zeit. Korrelationseffekte wie auch Effekte der Diversifikation kommen oft erst nach 10 bis 15 Jahren voll zum Tragen. Anleger:innen, die sich über den Aufbau ihres Portfolios und ihres persönlichen Risikoprofils Gedanken machen, sollten ihren Anlagezeitraum unbedingt berücksichtigen.
Diversifikation passend zum Risikoprofil
Was das persönliche Risikoprofil anbelangt: Dabei gibt es zwar viele denkbare Abstufungen, aber es lässt sich grob zwischen diesen beiden Anlagetypen unterscheiden:
- Defensive Anleger:innen
- Offensive Anleger:innen
Defensive Anleger:innen
Defensive Anleger:innen, die (größere) Verluste nicht gut „aushalten“ und die große Sprünge zwischen Gewinnen und Verlusten nervös machen, sollten beim Aufbau des Portfolios nicht zu 100 % auf schwankungsfreudige Aktien setzen, sondern Anleihen hinzunehmen, weil diese Anlageklasse meist weniger schwankt.
Gut zu wissen: Natürlich können defensive Anleger:innen auch Rohstoffe, Immobilien und weitere Anlageklassen in ihr Portfolio mit aufnehmen, um weitere Diversifikationseffekte zu nutzen.
Offensive Anleger:innen
Offensive Anleger:innen, die starke Schwankungen an den Märkten aushalten und die darauf vertrauen, dass sich ein langer Anlagehorizont am Ende auszahlt (Stichwort: „Buy-and-Hold-Strategie“), können ein Portfolio mit einer Aktienquote von bis zu 100 % in Betracht ziehen.
Aktien – breit diversifiziert – sind schließlich auf lange Sicht der Renditebringer.
Experten-Tipp: Von einem Investment nur in Themen-ETFs, Rohstoff-ETFs oder Immobilien-ETFs raten wir prinzipiell ab. Anders als bei einem weltweiten Investment in Aktien sind die Möglichkeiten einer breiten Streuung begrenzter und das Verlustrisiko ist höher.
Diversifikation mit Aktien & ETFs in der Theorie
Viele Anleger:innen schrecken die teils heftigen Schwankungen der Aktienkurse ab. Doch genau diese Schwankungen (= Volatilität) lassen sich mit einer weltweit gestreuten Investition deutlich abfedern.. Bei Aktien funktioniert das z. B. über Welt-ETFs, die sehr viele Einzelaktien aus unterschiedlichen Ländern in einem Finanzprodukt bündeln und so das Verlustrisiko deutlich reduzieren.
Die Portfolio-Theorie des Nobelpreisträgers Harry M. Markowitz und weitere wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen den Kerngedanken der Diversifikation:
Ein weltweit diversifiziertes Investment – orientiert an der Marktkapitalisierung – bietet das beste Verhältnis aus zu erwartender Rendite und zu erwartendem Risiko.
Gut zu wissen: Der Spruch „Ohne Risiko keine Rendite“ ist korrekt. Eine breit diversifizierte Anlage setzt diese beiden Faktoren in ein optimales Verhältnis. Das Risiko einzelner Aktien wird durch die große Aktienanzahl abgefedert.
Diversifikation mit Aktien & ETFs in der Praxis
Die beste Strategie, um mit Aktien und ETFs ein – zumindest in der Theorie – optimal diversifiziertes Portfolio zu erstellen, ist die Investition in alle Aktien der Welt gemäß ihrer Marktkapitalisierung.
Gut zu wissen: Mit Aktien setzen Anleger:innen gezielt auf die Wertschöpfung der Weltwirtschaft. Wenn die globale Wirtschaft wächst, spiegelt sich das wider in Umsätzen und Gewinnen vieler Unternehmen. Das Prinzip gilt aber nicht für jedes einzelne Unternehmen, sondern nur für den breiten Markt. Rendite mit Aktien funktioniert insbesondere langfristig, aber nur mit einem möglichst breit aufgestellten Portfolio und einem langen Anlagehorizont (Buy-and-Hold).
Diversifikation mit Aktien & ETFs über Märkte weltweit
Wer auf der Suche nach geeigneten Welt-ETFs ist, sollte bedenken, dass viele Welt-ETFs – anders als ihr Name suggeriert – eben nicht in die ganze Welt investieren. Manche Produkte investieren zu stark in einzelne Länder, andere zu stark in einen einzelnen Sektor (z. B. Technologie).
Aus Sicht aller investierbaren Märkte, sollte man insbesondere diese drei Ebenen berücksichtigen:
- Länder: Investment möglichst breit in Industrie- & Schwellenländer
(Asien, Europa, Emerging Markets, Nordamerika usw.) - Sektoren: Investment in möglichst viele Branchen
(Technologie, Finanzen, Gesundheitswesen, Konsumgüter, Immobilien etc.) - Unternehmensgröße: Investments in verschieden große Unternehmen
(Small Caps, Mid Caps, Large Caps / Blue Chips)
Für ein optimiertes Portfolio sollten Anleger:innen ETFs auswählen, die möglichst breit in die ganze Welt, in möglichst viele Branchen und verschieden große Unternehmen investieren.
Gut zu wissen: Bei quirion schöpfen wir den Diversifikationsvorteil für unsere Anleger:innen maximal aus – indem wir weltweit in ca. 8.000 Unternehmen investieren. Und zwar in allen Regionen, Branchen und Unternehmensgrößen. Bei der Auswahl berücksichtigen wir auch die sog. „Aktien-Faktoren“ und bilden diese im optimalen Verhältnis ab.
Diversifikation über Aktien-Faktoren weltweit
Wir bei quirion wollen den globalen Aktienmarkt so repräsentativ wie möglich abdecken. Nur dadurch ist ein optimales Rendite-Risiko-Verhältnis gewährleistet.
Unsere Analysen haben ergeben, dass sich für eine maximal breite Aktienmarktabdeckung – neben einem Standardwerteblock (Blue Chips) – insbesondere die folgenden vier Aktiensegmente, auch Faktoren genannt, als relevant erweisen:
- Value (= Aktien mit einem hohen Substanzwert)
- Low Volatility (= Aktien mit geringen Schwankungen in der Vergangenheit.
- Small Caps (= Aktien kleinerer Unternehmen)
- Momentum (= Aktien mit einer zuletzt starken Kursdynamik)
Gut zu wissen: Der Aktienmarkt lässt sich in Faktoren einteilen, spezielle Aktiensegmente. die sich allerdings „überlappen“ können. So kann eine Aktie gleichzeitig zum Faktor Small Caps zählen als auch eine Value-Aktie sein. Deshalb sind spezielle Analysen nötig, um eine möglichst optimale Kombination der Faktoren zu errechnen und ein entsprechendes ETF-Portfolio zu konstruieren. So lassen sich Diversifizierungs- und Korrelationseffekte bestmöglich nutzen.
Diversifikation bei quirion: die Faktorindex-Kombination
Die Zusammenhänge zwischen diesen einzelnen Aktienfaktoren sind zwar komplex, aber nicht undurchschaubar. Basierend auf historischen Performance-Daten, die mehr als 20 Jahre zurückreichen, führt der Weg in mehreren Schritten über eine konkrete Faktorindex-Kombination zu einem kosteneffizienten ETF-Portfolio für unsere Kund:innen.
Gut zu wissen: Diese Auswahl konkreter ETFs erfordert im Hintergrund akribische Arbeit, was wir gerne als die „Ingenieurskunst des Anlagemanagements“ bezeichnen. In der Theorie ist Diversifikation prinzipiell einfach darstellbar. Sie in der Praxis umzusetzen, ist dagegen sehr aufwändig.
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Exkurs: Welche Aktien-“Faktoren“ gibt es?
Folgende Aktiensegmente (die im Fachjargon auch „Faktoren“ genannt werden) lassen sich im Rahmen der Portfolio-Analyse vorrangig identifizieren:
- Herkunftsregion
- Branchen und Sektoren
- Dynamik des Unternehmenswachstums („Growth“)
- Höhe der Marktkapitalisierung („Size“)
- Dynamik der zurückliegenden Kursentwicklung („Momentum“)
- Ausmaß der Volatilität („Low Vola“)
- Qualität der Finanzkennzahlen („Quality“)
- Bewertungsniveaus (z. B. „Value“)
- Höhe der ausgeschütteten Dividenden
Aufgrund der komplexen Zusammenhänge zwischen den Faktoren erweist sich ein einzelner Aktienindex (der von einem ETF abgebildet wird) nur als äußerst schwacher Repräsentant des globalen Gesamtmarktes.
In einem einzelnen Welt-ETF mit seinen konstruktionsbedingten Einschränkungen – z. B. nur Standardwerte, nur Industrieländer, usw. – können das dynamische Zusammenspiel sowie die Wechselwirkungen der Faktoren untereinander nur unzureichend abgebildet werden.
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Warum ein Welt-ETF keine ausreichende Diversifikation im Portfolio erzeugt
Nimmt man Diversifikation wirklich ernst – als breites Investment in die ganze Welt (Industrie- und Schwellenländer), in möglichst alle Branchen und Unternehmen unterschiedlicher Größe – schneiden viele Welt-ETFs nicht so gut ab, obwohl es ihr Name eigentlich vermuten lässt.
Am Beispiel des MSCI World lässt sich das wie folgt zeigen:
- Die Länder-Allokation mit hohem USA-Anteil (aktuell knapp 70 %) birgt ein geografisches Klumpenrisiko.
- Die Aufgliederung nach Sektoren ist nicht optimal, weil der Schwerpunkt auf der Technologiebranche liegt.
- Der Index beinhaltet keine Schwellenländer.
- Er berücksichtigt fast nur große Unternehmen (Blue Chips), keine Small Caps.
Gut zu wissen: Viele Anleger kombinieren den MSCI World aufgrund der genannten Probleme gerne mit einem Schwellenländer-ETF, was prinzipiell ein guter Ansatz ist. Jedoch lassen sich dadurch nicht alle Diversifikations-Probleme – wie z. B. “keine Small Caps” und der “hohe USA-Anteil” – lösen.
Wie weiter oben ausführlich erklärt: Für eine ideale Diversifikation braucht es andere Ansätze.
Fazit: Worauf Anleger:innen bei der Diversifikation im Portfolio achten sollten
Im Kontext des Begriffs Diversifikation gibt es den geflügelten Spruch “breit gestreut, nie bereut”.
Das ist jedoch leichter gesagt als getan: Die ideale Diversifikation gibt es in der Realität eher nicht, man kann sich dem Ideal aber durchaus stark annähern.
Deshalb geben wir abschließend ein paar Tipps, wie sich die Theorie in die Praxis umsetzen lässt.
Diversifikation im Portfolio umzusetzen, heißt,
- zunächst sein persönliches Risikoprofil zu ermitteln.
- diejenigen Anlageklassen auszuwählen, in die man investieren möchte (z. B. Aktien und Anleihen).
- das gesamte Anlageuniversum innerhalb einer Anlageklasse abzubilden.
- die Anzahl an ETFs zu begrenzen, ohne Diversifikationsvorteile zu verlieren.
- schließlich eine konkrete Strategie zu wählen und diese dann konsequent beizubehalten (Buy-and-Hold).
Wie geht Diversifikation bei quirion? quirion setzt auf eine breite Streuung, indem Anleger:innen ihr Geld indirekt in ca. 8.000 Aktien und rund 6.000 Anleihen anlegen. Jede Geldanlage ist damit weltweit über fast alle liquiden verfügbaren Anlagemöglichkeiten gestreut. Bei stärkeren Schwankungen an den Kapitalmärkten wird durch Rebalancing das ursprünglich gewählte Rendite-Risiko-Verhältnis wiederhergestellt.