Der starke Einfluss einiger Börsenschwergewichte auf Indizes wie den S&P 500 wird immer wieder einmal heiß diskutiert. Selbst wenn eine starke Konzentration in einzelnen Indizes durchaus ein Risikofaktor sein kann: Bei einem breit aufgestellten Weltportfolio ist die Orientierung an der Marktkapitalisierung äußerst nützlich.
Ausführliche Berichte, vorher und nachher. Nervosität an den Märkten. Von wichtigen Konjunkturdaten ist man so etwas gewohnt. Selten aber, wie Ende August wieder, vom Quartalsbericht eines Unternehmens – in diesem Fall von Nvidia. Immerhin lag der Börsenwert des Chipherstellers in diesem Jahr schon einmal bei 3,34 Billionen US-Dollar. Und überragte damit das Bruttoinlandsprodukt der meisten Volkswirtschaften in Europa.
Seit einer Weile schon dominieren einige hoch bewertete Aktien bedeutende Börsenindizes wie den S&P 500. Dazu gehören die, die als „glorreiche Sieben“ bereits viele Schlagzeilen gemacht haben. Der Einfluss von Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla auf den S&P 500 ist immens. Rechnet man die Performance der sieben Unternehmen aus dem S&P 500 heraus, wäre das Plus dieses Index 2023 nur etwa halb so hoch ausgefallen. Und als es Anfang August zu einer scharfen Korrektur kam, drückten sie den S&P 500 überdurchschnittlich stark nach unten.
Mit dem Markt „verbünden“
Dass einige wenige Aktien die Performance von Börsenindizes entscheidend prägen können, liegt an der Bedeutung der Marktkapitalisierung. Denn die bestimmt in den meisten Fällen das Gewicht einzelner Aktien in einem Börsenindex. Dabei ergibt sich die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, indem man die Anzahl der ausstehenden Aktien mit dem Aktienkurs multipliziert.
Weil die Marktkapitalisierung für viele Börsenindizes relevant ist, ist sie es auch für eine indexorientierte Geldanlage. Manche fragen sich: Führt sie zu einer bedenklichen Abhängigkeit von einigen wenigen, besonders gewichtigen Aktien? „Ein gut diversifiziertes Portfolio sollte sich nicht auf einen Börsenindex wie den S&P 500 konzentrieren, sondern global und möglichst breit aufgestellt sein“, stellt Stefan May fest, Leiter der Anlagestrategie bei quirion und bei der Quirin Privatbank. „Dabei ist die Gewichtung nach Marktkapitalisierung die einzig wirklich konsistente Gewichtungsmethode.“ Denn die Marktkapitalisierung ergebe sich letztlich aus Angebot und Nachfrage. „Ein Portfolio, das auf dieser Basis gewichtet ist, nutzt im Prinzip die Schwarmintelligenz des Gesamtmarktes.“
Zwar können sich die Gewichte eines nach Marktkapitalisierung strukturierten Portfolios mit der Zeit erheblich verschieben. „Diese Bewegungen machen Anlegerinnen und Anleger damit aber automatisch mit und verbünden sich auf diese Weise mit dem Markt“, betont May. „Das ist viel klüger als sich auf Spekulationen einzulassen und sich schlimmstenfalls gegen den Markt zu stellen, was in den allermeisten Fällen Renditechancen kostet.“
Auch Ländergewichte schwanken langfristig erheblich
Die Marktkapitalisierung ist mit der Kursentwicklung ständig in Bewegung. Das gilt für einzelne Aktien, trifft aber langfristig auch auf ganze Aktienmärkte zu. Der US-Markt ist seit vielen Jahren mit weitem Abstand der gewichtigste der Welt. Das war aber nicht immer der Fall. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Europas Aktienmärkte führend, während der US-Anteil lediglich bei rund 15 Prozent lag. Mittlerweile ist das Gewicht von Gesamt-Europa auf etwa 18 Prozent zusammengeschrumpft.
Zwischendurch wurden in den vergangenen rund 120 Jahren Börsengeschichte auch immer wieder einmal Märkte nach oben gespült, die mittlerweile wieder deutlich „zurechtgestutzt“ worden sind. „So betrug zum Beispiel der Anteil Japans am Weltaktienmarkt Ende der 1980er Jahre gut 40 Prozent – vor allem getrieben durch die Immobilienbranche“, konstatiert May. „Aus heutiger Sicht wirkt das schier unglaublich.“ Der wertmäßige Abstieg in Japan und der Aufstieg des US-Aktienmarktes führte dazu, das Japans Anteil an der globalen Marktkapitalisierung mittlerweile auf rund 7 Prozent zusammengeschrumpft ist.
Neben dem Performance-Aspekt spielt langfristig noch ein weiterer Faktor eine Rolle, wenn es um das Gewicht einzelner Länder am Weltaktienmarkt geht, nämlich wie viele Unternehmen in einem Land überhaupt am Aktienmarkt notiert sind. In Deutschland mit seinem starken Mittelstand sind zum Beispiel vergleichsweise wenige Unternehmen an der Börse gelistet. In den USA sind es besonders viele.
Fünf Renditefaktoren
Dementsprechend stark sind die USA auch im globalen ETF-Portfolio von quirion gewichtet. Allerdings: Die Marktkapitalisierung hat in diesem Fall für die Gewichtung der verschiedenen Märkte und der einzelnen, rund 8.000 Aktien zwar eine große Bedeutung, ist aber nicht das einzige Kriterium. Die Anlagestrategen berücksichtigen fünf Renditefaktoren, darunter auch etwa Substanz- („Value“) und Nebenwerte („Small Caps“).
Bei einer Geldanlage im globalen ETF-Portfolio mischt quirion darüber hinaus je nach individuellem Anlagehorizont und persönlicher Risikoneigung der Anlegerin oder des Anlegers zusätzlich Anleihen bei. Das kann die Schwankungen des eigenen Portfolios dämpfen. Über eine zu starke Konzentration auf einzelne Wertpapiere müssen sich Anlegerinnen und Anleger bei quirion jedenfalls keine Gedanken machen.